Interview Klimat X: „Der Markt für CO2-Zertifikate kann sich bis 2030 verzehnfachen“

Unser Ansatz ist es, Lösungen zu entwickeln, die CO2-Zertifikate generieren. Dafür gibt es in erster Linie zwei Wege. Entweder wir forsten Wälder oder Mangroven auf oder wir schützen sie vor Abholzung. Wir machen das in Sierra Leone, Ghana, Surinam und in Mexiko und sehen darin unser Haupt-Geschäftsfeld. Es gibt aber auch Fälle, in denen wir unsere eigentliche Aufgabe mit landwirtschaftlichen Projekten kombinieren. Ein Beispiel ist etwa unser Geschäft mit Kokoswasser, das sich in Guyana optimal mit dem Schutz und der Aufforstung von Wäldern kombinieren lässt. Auf diese Weise generieren wir zusätzliche Einkommensströme und haben zudem einen positiven Einfluss vor Ort, weil wir beispielsweise Arbeitsplätze schaffen. Gerade, wenn wir Projekte aufforsten, die anfangs noch nicht so viele CO2-Zertifikate generieren, unterstützen uns zusätzliche Einkommensströme dabei, die Finanzierung einzelner Projekte auf ein solides Fundament zu stellen.

Das kommt durchaus vor. Als wir nach Surinam kamen, eilte uns der gute Ruf, den wir uns mit unserer Kokosnuss-Plantage in Guyana erarbeitet hatten, bereits voraus. Die Entscheider in Surinam wollten, dass wir genau dieses Modell wiederholen und auch ökonomisch einen Einfluss auf die Region haben. Aus dieser Sicht können landwirtschaftliche Projekte durchaus ein Türöffner sein. Unser Kerngeschäft, das darüber hinaus auch deutlich höhere Renditen bietet, ist aber das mit CO2-Zertifikaten.

Wir arbeiten nur in Ländern, in denen wir fest verwurzelt sind und bereits Kontakte haben. In Sierra Leone haben wir unsere Aktivitäten an ein bereits bestehendes Nachhaltigkeitsprojekt angeschlossen, was uns den Start sehr erleichterte. In Yucatan in Mexiko hat ein ehemaliger Kollege vor einigen Jahren den Kontakt zum Gouverneur hergestellt und kam dann bei uns ins Team. Wir haben über ihre Mangroven-Wälder gesprochen und die Offiziellen waren schnell überzeugt, dass darin in vielerlei Hinsicht großes Potenzial liegt. Das Gute an unseren Projekten ist, dass wir sämtliche Vorzüge mit wissenschaftlichen Argumenten belegen können. Auch ist es keinesfalls so, dass die Gewinnung von CO2-Zertifikaten durch die Bewirtschaftung von Wald keine klare ökonomische Perspektive bietet. Wir können Renditen ziemlich genau voraussagen.

Es gibt natürlich den handfesten ökonomischen Vorteil. In Sierra Leone hat unser Engagement für Direktinvestitionen in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags geführt. Dieses Kapital fließt in der Regel in ländliche Regionen, die sehr arm sind und hat dort einen sehr großen Effekt. Viele Menschen leben von weniger als einem US-Dollar am Tag. Wenn wir das ins Verhältnis setzen, können wir mit unseren Projekten vieles bewegen. Nachdem unsere Projekte den Break-Even-Point erreicht haben, beteiligen wir die umliegenden Communities zusätzlich am Umsatz. Das sorgt dafür, dass eine langfristige Partnerschaft entsteht.

Dank des Marktes für CO2-Zertifikate, der bis 2030 laut einer Untersuchung von Shell und der Boston Consulting Group um den Faktor 5 bis 8 wachsen wird, entstehen in diesen Regionen neue Potenziale. Manche Untersuchungen gehen im selben Zeitraum gar von einer Verzehnfachung des Marktes für CO2-Zertifikate aus. Wir nutzen unser Knowhow in der Bewirtschaftung von Wäldern oder Mangroven-Hainen, um CO2-Zertifikate zu generieren und von diesen Wachstumspotenzialen zu profitieren.

Neben lokalen Volkswirtschaften und Investoren profitieren auch die Umwelt und das Klima: Mangroven kommen mit einem steigenden Meeresspiegel zurecht und speichern große Mengen an CO2 – rund vier Mal mehr, als kanadische Wälder. Nahezu jedes große Industrieunternehmen ist auf der Suche nach einem Partner wie uns. Da jedes CO2-Zertifikat ein wichtiger Beitrag zum globalen Klimaschutz ist und wir darüber hinaus auch vor Ort einen positiven Einfluss haben, gibt es beim Geschäftsmodell von Klimat X nur Gewinner.

Wir sind in der Vergangenheit selbst auf Unternehmen zugegangen und haben insbesondere aus der Rohstoff-Industrie positives Feedback erhalten. Etwas geringer war die Resonanz von Seiten der großen Tech-Unternehmen. Unterm Strich ist die Nachfrage nach CO2-Zertifikaten und Projekten, an denen sich Unternehmen direkt beteiligen können, allerdings sehr groß. Für unser letztes Projekt haben sechzehn verschiedene Unternehmen Gebote abgegeben.

Ich gehe davon aus, dass das Interesse im Lauf der Zeit zunimmt – die Vorteile liegen einfach auf der Hand. Zudem wird unser erstes Projekt bald Zertifikate generieren. Auch wir selbst liefern gute Argumente. Wir stellen unsere Projekte potenziellen Kunden sehr detailliert vor, liefern Kennzahlen und viele Daten. Wir fokussieren uns auch darauf, unsere Projekte mit Sensoren auszustatten, um etwa Wachstum und andere Parameter noch besser überwachen zu können. Wenn die Zahlen derart offensichtlich und plausibel sind, fällt es jedem Unternehmer leicht, sich für ein Projekt von Klimat X zu entscheiden.

Wir würden ein solches Geschäft über eine Abnahmevereinbarung oder eine Vorkaufvereinbarung umsetzen und Projekte in unserer Pipeline nutzen. Wenn Kunden eine gewisse Menge an CO2-Zertifikaten wünschen und dafür bezahlen, können wir diese Menge auch garantieren. Aktuell haben wir 43 Mio. t CO2 in der Pipeline und könnten das Wachstum unserer Projekte mit Investitionen von rund 15 Mio. USD zusätzlich beschleunigen. In Sierra Leone haben wir 2 Mio. USD investiert und über Vorkaufvereinbarungen 2,5 Mio. USD eingenommen. Dieses Investment generiert jährlich Umsätze von 10 Mio. USD. Unser Geschäftsmodell ist also sehr robust und wir können unser Wachstum darüber hinaus auch gut steuern.

Die beste Nachricht für unsere Aktionäre ist, dass wir keine Eigenkapitalfinanzierungen unternehmen müssen, um unsere Projekte zu erwerben. Die Mittel dafür stellen uns unsere Kunden vorab zur Verfügung und erhalten im Gegenzug CO2-Zertifikate. Es gibt also keine unnötigen Verwässerungen der Aktienstruktur. Auch ist wichtig, dass Klimat X Eigentümer sämtlicher Projekte bleibt. Wir verkaufen CO2-Zertifikate, die wir dank guter Projekte und deren professionellen Bewirtschaftung generieren. Zertifikate, für die es noch keine Abnehmer gibt, können wir auf dem freien Markt verkaufen. Die Preise für CO2 dort steigen kontinuierlich an. Diese Einkommensströme helfen uns ebenfalls dabei, das weitere Wachstum unseres Unternehmens zu finanzieren.

Wir gehen sehr detailliert vor und zeigen potenziellen Kunden die Kosten und die Ertragsseite. Wir berücksichtigen Maschinen und deren Betriebskosten sowie Kosten für Personal und andere Ausgaben und haben auf der Einnahmen-Seite ein ökologisches Modell, mit dessen Hilfe wir Wachstum und damit auch den Ertrag an CO2-Zertifikaten sehr gut prognostizieren können. Unsere Kunden sind überrascht, dass unser Geschäftsmodell so sehr auf Fakten basiert. Den Unterschied macht in dieser Hinsicht unsere Erfahrung. Wir alle haben über viele Jahre Erfahrungen in der Bewirtschaftung von Wäldern gesammelt. Ich selbst habe etwa dabei mitgeholfen, dass die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver CO2-neutral werden konnten. Forstwirtschaft ist seit vielen Jahrzehnten wissenschaftlich fundiert, neue technologische Möglichkeiten kommen im Zuge der Digitalisierung hinzu. Wenn Profis Wald bewirtschaften, um CO2-Zertifikate zu generieren, sind Erträge heute langfristig ebenso planbar, wie in einer modernen Fabrik.

Uns war es von Anfang an wichtig, die Kontrolle zu haben und unsere Expertise zu 100 % einbringen zu können. Auch haben wir auf diese Weise volle Flexibilität. Große Unternehmen wollen einen Einfluss darauf haben, welche Projekte sie unterstützen und um welche Wälder und Pflanzen es letztlich geht. Dank unserer direkten Beteiligung an Projekten können wir Wünschen unserer Kunden bestmöglich gerecht werden.

Auf dem Markt für CO2-Zertifikate ist nicht die Nachfrage entscheidend – diese liegt deutlich über dem Angebot. Es wird am Ende darauf ankommen, neue Projekte zu entwickeln, die der Nachfrage, die meines Erachtens sogar noch höhere Wachstumsraten rechtfertigen würde, gerecht werden können. Wir bringen die Erfahrung mit, große Flächen zu bewirtschaften und haben in attraktiven Regionen bereits fruchtbare Kontakte geknüpft. Wir sind für Unternehmen, die in CO2-Zertifikate investieren möchten, ein sehr guter Ansprechpartner.

Der größte Anbieter ist das nicht börsennotierte Unternehmen Southpole aus der Schweiz. Dieses Unternehmen setzt auf die Beratung von CO2-Projekten ohne eine direkte Beteiligung und ist mit einem großen Team weltweit tätig. Wir halten die Zahl unserer Berater bewusst klein und setzen bei Bedarf auf externe Expertise. Die einzigen Unternehmen aus unserer Branche, die börsennotiert sind, sind Streaming- und Royalty-Gesellschaften. Dieser Ansatz hat in den vergangenen Jahren gut funktioniert und große Mengen Kapital in die Kassen dieser Unternehmen gespült. Heute sind Projekte aber derart rar, dass dieses Geschäftsmodell kaum noch Aussicht auf Erfolg hat. Wer heute geeignete Projekte zu bieten hat, findet schnell Partner, die kaufen. Der Umweg über Streaming- und Royalty-Gesellschaften ist überflüssig geworden. Es gibt noch Unternehmen, wie Imperative Global Partner und Permagen, deren Geschäftsmodell unserem ähnelt, diese sind aber nicht börsennotiert. An der Börse ist Klimat X mit seinem Ansatz, sich direkt an aussichtsreichen Projekten zu beteiligen, einzigartig.

Es ist sehr positiv, dass der Kontinent in Klimafragen zusammenarbeitet und es zudem Investitionszusagen in Höhe von 400 Mio. USD gibt. Eine solche Initiative hilft auch uns und lenkt Aufmerksamkeit auf eine gute Sache. Abseits der Ankündigungen von politischen Gipfeltreffen gibt es aber bereits heute Akteure, die handeln. Das Engagement von Unternehmen, die angekündigt haben, klimaneutral werden zu wollen, hat in den vergangenen vier bis fünf Jahren mehr bewirkt, als zwanzig Jahre Verhandlungen innerhalb der Vereinten Nationen. Zwei Drittel aller Unternehmen, haben sich noch überhaupt nicht zur CO2-Neutralität bekannt. Das Potenzial ist also sehr groß. Unsere Zahlen zeigen, dass Investments in CO2-Projekte äußerst rentabel sein können und ohne Subventionen auskommen. Viele Unternehmen haben das bereits erkannt und wollen mit uns zusammenarbeiten. Ich bin überzeugt davon, dass der Markt für CO2-Zertifikate auf dem afrikanischen Kontinent und auch in allen anderen Regionen der Welt in jedem Fall Fahrt aufnehmen wird.

Bei uns sieht es ein wenig anders aus. Wir bieten allen unseren Partnern sehr faire Rahmenbedingungen. Auch ist unser Einfluss auf lokale Wirtschaftsstrukturen und die Infrastruktur positiv. Unabhängig davon unterscheidet sich das Geschäft mit CO2-Zertifikaten deutlich von Rohstoffen. Wir beuten die Erde nicht aus, wir exportieren nichts. Ohne uns, würden auch keine CO2-Zertifikate generiert werden und kein Kapital mehr in die jeweiligen Projekt-Regionen fließen. Es macht keinen Sinn, eines unserer CO2-Projekte zu beschlagnahmen, weil es ohne unsere Beteiligung keine CO2-Zertifikate mehr generieren würde. Aus diesen Gründen schätze ich die politischen Risiken als deutlich geringer ein, als in anderen Branchen. Wir analysieren potenzielle Projekte trotzdem ganz genau und werden auch in Zukunft unserem Vorsatz treu bleiben, dass wir nur in Regionen tätig werden, die wir gut kennen.

Wir sind ein erfahrenes Team aus Biologen, Experten für Umwelt-Projekte, Rechtsanwältinnen und Bankern. Beispielsweise ist unser Director Neil Passmore langjähriger Investmentbanker und hat unter anderem für J.P. Morgan gearbeitet. Heute ist er CEO der Investmentbank Hannam & Partners. Er schlägt für uns die Brücke zu potenziellen Kunden. Weiterhin arbeiten wir mit Menschen zusammen, die sich in den Regionen, in denen wir tätig sind, gut auskennen. Etwa hat Kevin Godlington, der heute unsere Partner in Sierra Leone betreut, schon vor Jahren in Diensten der britischen Armee dabei mitgeholfen, Sierra Leone zu stabilisieren. Auch haben wir ausgewiesene Kenner von Guyana und anderen lateinamerikanischen Ländern im Team. Wir haben in dieser Konstellation bereits unter Beweis gestellt, was wir zu leisten im Stande sind und freuen uns auf das bevorstehende Wachstum.

Wir arbeiten aktuell an verschiedenen Projekten parallel und erfahren zugleich eine große Nachfrage von Seiten potenzieller Kunden. Ende September könnte es Neuigkeiten von unserem Projekt in Surinam geben, in den Wochen darauf neue Entwicklungen rund um unsere Liegenschaft in Yucatan. Weiterhin werden wir in den nächsten Monaten auch technologisch aufrüsten und darüber zu gegebener Zeit berichten.