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Interview mit German Startups Group GmbH & Co. KGaA

Was würden Startup- und Tech-Unternehmen der Deutschen Bank anlässlich ihrer heutigen Hauptversammlung raten, um aus ihrer Misere herauszufinden?

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Bildquelle: pixabay.com

Interview mit Christoph Gerlinger, CEO und Gründer der börsennotierten German Startups Group GmbH & Co. KGaA, einem führenden Venture-Capital-Investor in Deutschland und regelmäßiger Besucher des Silicon Valley, zuvor Gründer von zwei deutschen Software-Startups, die er an die Börse geführt hat, und ausgebildeter Bankkaufmann und Betriebswirt.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Interview geführt von Mario Hose am 23.05.2019 in Berlin (Deutschland).

Christoph Gerlinger, CEO, German Startups Group GmbH & Co. KGaA

Christoph Gerlinger
CEO | German Startups Group GmbH & Co. KGaA
Platz der Luftbrücke 4-6, 12101 Berlin (Deutschland)

info@german-startups.com

+49 30-54908603

Inhaltsverzeichnis:


    Misere von Deutsche Bank AG

    kapitalerhoehungen.de: "Herr Gerlinger, was würden Startup- und Tech-Unternehmen der Deutschen Bank raten, um aus ihrer Misere herauszufinden?"

    Für einen Außenstehende ist die Diagnose und Therapieempfehlung natürlich sehr schwer, aber ich kann ein paar Denkansätze aus der Startup- und Technologieszene liefern. Die Misere der Bank erscheint dramatisch. Die Aktionäre, denen die Deutsche Bank vor 2008 gehörte, wurden auf einen kleinen, einstelligen Anteilsprozentsatz verwässert, der Aktienkurs ist nachhaltig stark gesunken und befindet sich auf dem Tiefststand, und es scheint weiterer Kapitalbedarf zu herrschen, dessen Befriedigung bei niedrigen Kursen zu weiterer hoher Verwässerung führen würde, während die Boni der Investment-Banker ein Zehntel des Unternehmenswerts deutlich übersteigen, wohlgemerkt pro Jahr. So kann man nicht mehr lange weitermachen. Inzwischen liegt der Marktwert der 150 Jahre alten Traditionsbank mit knapp 100.000 Mitarbeitern nur noch beim sechsfachen Marktwert des erst 6 Jahre alten deutschen Vorzeige-FinTech-Startups N26 mit nur 500 Mitarbeitern und sie ist sogar weniger wert als ein anderes ehemaliges deutsches FinTech-Startup, mit einem Zwanzigstel der Mitarbeiter und erst 20 Jahre alt, Wirecard.


    1. Bank – Das Kreditwesengesetz (KWG) regelt in Deutschland die erlaubten Geschäfte einer Bank.
    2. Startup – Ein Startup ist eine Unternehmensgründung mit einem innovativen Geschäftsmodell.

    Handlungsempfehlungen für Deutsche Bank AG

    kapitalerhoehungen.de: "Was wäre Ihrer Ansicht nach zu tun?"

    Zunächst mal braucht die Deutsche Bank den richtigen Vorstandschef, um den Wandel herbeizuführen. Er muss jünger sein als das Bank-Establishment, dazu unabhängig, also völlig freie Hand haben und nicht verwoben sein mit den in der Vergangenheit gemachten strategischen und geschäftlichen Fehlern, und eine große Vision sowie gewaltige Inspirationskraft für die Mitarbeiter mitbringen. Da scheint Christian Sewing, der sogar etwas jünger ist als ich und letztes Jahr auch die führende Konferenz der Tech-Jünger, die NOAH in Berlin besucht hat, von außen betrachtet der Richtige zu sein, höchstens mit einer Einschränkung – er wird von einem Aufsichtsratschef kontrolliert, für den das Vorstehende nicht (mehr) zu gelten scheint, ist also vielleicht nicht unabhängig genug.


    1. Bank – Das Kreditwesengesetz (KWG) regelt in Deutschland die erlaubten Geschäfte einer Bank.

    Radikale Veränderungen der Bank

    kapitalerhoehungen.de: "Wie würden Tech-Unternehmer die Wertschöpfung der Deutsche Bank für die Zukunft fit machen?"

    Sie würden radikale Alternativen durchdenken wie z.B. Abschaffung sämtlicher Filialen und ihren Ersatz durch eine mobile App, die Fokussierung durch Veräußerung des Investment Banking und/oder des Asset Management, die Umwandlung in eine mit dem durch das Eigenkapital der Bank erzeugten Vertrauen ausgestatteten Online-Plattform, auf der kuratierte Anbieter und Nachfrager von Finanzdienstleistungen zusammenfinden, zB. Asset Manager, Firmenkunden-, Altersvorsorge- und Versicherungsberater, Immobilienkreditspezialisten und Experten für besondere Bankleistungen im gegenseitigen Wettbewerb nach gewissen Spielregeln auf die riesige Kundenbasis losgelassen werden und ihre eigenen Kosten tragen, Ertragsziele verfolgen und eine Marge an die Plattform abliefern. So etwas läge auch voll im Trend der Disintermediation vieler Industrien, wobei die Rolle als Intermediär bisher den Kern des Bankgeschäfts darstellt. Die Mitarbeiter-Teams würden via Spin-offs selbst Unternehmer, und die Bank auf diese Weise deren Wissen und persönliche Kundenbeziehungen viel stärker nutzen, honorieren und sie ganz anders motivieren. Veränderungen solcher Tragweite können ungeheure Dynamik freisetzen. Tech-Unternehmer würden neue Angebote auf der grünen Wiese bauen, also nicht innerhalb der Büros und Strukturen der heutigen Bank, deren Involvierung alle radikalen Ansätze im Keim ersticken oder auf andere Weise unterminieren würde.


    1. Bank – Das Kreditwesengesetz (KWG) regelt in Deutschland die erlaubten Geschäfte einer Bank.
    2. Umwandlung – Die Rechtsformänderung eines Unternehmens ist eine Umwandlung.

    Illusion der Disruption bei Deutsche Bank

    kapitalerhoehungen.de: "Ist es denn realistisch, einen Konzern wie die Deutsche Bank so radikal umzubauen?"

    Offen gestanden nein, das ist eine Herkules-Aufgabe, wie die Wirtschaftsgeschichte zeigt. Alle Marktführer werden früher oder später von technologischer Disruption weggeschwemmt. Kein großer Kutschenbauer wurde großer Autobauer, nachdem dem Motor erfunden war. Kein großer Schreibmaschinenhersteller wurde großer PC-Hersteller, nachdem der Mikrochip erfunden war. Kein Postunternehmen wurde großer Email-Anbieter, kein Print-Verlag großer Internet-Konzern, kein Musikverlag großer Streaming-Anbieter, kein Telefonhersteller großer Handy- oder gar Smartphone-Anbieter. Und die Disruptionszyklen verkürzen sich durch die Beschleunigung technischer Innovationen ständig weiter, die Verweildauer von Konzernen in den Aktienindizes hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert und nimmt weiter ab. Deshalb ist es für Anleger auch so wichtig, auch in Venture Capital also in Aufstiegs- statt Abstiegskandidaten zu investieren.


    Abschreibung auf Geschäftszweige

    kapitalerhoehungen.de: "Was gehört dazu?"

    Dazu gehört sehr viel innere Überzeugung, Kraft und Mut der Führungsmannschaft, sich gegen das Establishment in Aufsichtsrat, dem restlichen Management und den Betriebsrat und eine kritische Öffentlichkeit durchzusetzen, alle Beharrungsgegenkräfte zu überwinden und auch wirtschaftliche Schmerzen mit ungewissem Ergebnis zu verursachen, nämlich die Abschreibung über Jahrzehnte aufgebauter Geschäftszweige, Kreditbücher, Wertpapierbestände usw. Dazu kommt die Unterwerfung unter eine Bankaufsicht, die getreu ihrer Aufgabe auch nicht gerade für große Risikofreude bekannt ist. Nicht viele würden sich so eine Aufgabe antun, die mit wenig „Upside“ ausgestattet und bis zum Eintritt des Erfolgs öffentlichem Spott ausgesetzt ist. Wir wünschen Christian Sewing dafür viel Glück und Erfolg. Eine für die Zukunft gut gerüstete, ertragskräftige Deutsche Bank wäre für uns alle gut, auch für die deutsche Startup-Szene.


    1. Aufsichtsrat – Der Aufsichtsrat ist ein Kontrollorgan der Aktiengesellschaft und wird von der Hauptversammlung bestellt.
    2. Bank – Das Kreditwesengesetz (KWG) regelt in Deutschland die erlaubten Geschäfte einer Bank.
    3. Startup – Ein Startup ist eine Unternehmensgründung mit einem innovativen Geschäftsmodell.

    kapitalerhoehungen.de: "Vielen Dank für das Gespräch."

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