26.10.2023 | 04:55
First Phosphate, FREYR Battery , Mercedes Benz - freie Fahrt für die Elektromobilität
Die kanadische First Phosphate Corp. hat sich eine potenzielle Finanzierung von 170 Mio. USD von der Export-Import Bank of the United States (EXIM) gesichert, um ihre ehrgeizigen Pläne zur Schaffung einer strategischen Reserve für gereinigte Phosphorsäure im nordamerikanischen Lithiumeisenphosphat-Batteriemarkt (LFP) voranzutreiben. Auch FREYR Battery drängt in den US-Markt und schreitet mit der Fusion seiner Tochterfirma in Delaware voran. In Deutschland kommt ab 1. Dezember 23 die Maut als CO₂-Steuer auf die Straßen. Mercedes-Benz zahlt seinen Spediteuren die volle Maut nicht zurück. Im Gegenteil, sie haben etwas wirklich Monströses vor…
Lesezeit: ca. 6 Min.
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Autor:
Juliane Zielonka
ISIN:
FIRST PHOSPHATE CORP | CA33611D1033 , Freyr Battery | LU2360697374 , MERCEDES-BENZ GROUP AG | DE0007100000
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Inhaltsverzeichnis:
"[...] 2020 sind die Würfel in der Automobilindustrie endgültig in Richtung Elektromobilität gefallen. [...]" Dirk Harbecke, Executive Chairman, Rock Tech Lithium Inc.
Der Autor
Juliane Zielonka
Die gebürtige Bielefelderin studierte Germanistik, Anglistik und Psychologie. Das aufkommende Internet in den frühen 90ern führte sie von der Uni zu Ausbildungen in Grafik-Design und Marketingkommunikation. Nach Jahren der Agenturarbeit im Corporate Branding wechselte sie ins Publishing und lernte ihr redaktionelles Handwerk bei der Hubert Burda Media.
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First Phosphate Corp. sichert potenzielle Finanzierung in Höhe von 170 Mio. USD von EXIM Bank
Auf dem Rohstoffmarkt geht es heiß her. Platzhirsch China wird Exportlizenzen für bestimmte Graphitprodukte einführen und damit die Hoheit über Lieferketten für kritische Mineralien verstärken. Graphit ist ein Hauptbestandteil von Elektrobatterien. Ebenso Phosphat. Letzteres findet besonders Verwendung in LFP Batterien. LFP-Batterien werden hauptsächlich in Elektrofahrzeugen (EVs) und Energiespeichern eingesetzt.
Der Einbau dieser Batterietypen bieten Unternehmen einige strategische Vorteile. Auf Eisenphospat basierende LFP-Batterien sind weniger hitzeempfindlich und sorgen dadurch für mehr Sicherheit in z. B. Personenkraftwagen. Sie können schneller neu aufgeladen werden und haben eine länge Lebensdauer. Auch sind sie kostenenffizienter als andere Elektrobatterien.
Batteriehersteller LG Energy Solutions lässt LFP-Batterien ab 2026 von der US-amerikanischen Produktionsschiene laufen, da Verbraucher eher auf kostengünstige EVs anspringen.
Die Südkoreaner haben sich für den Ausbau ihres US-Geschäfts den Standort Arizona ausgewählt. Wie immens wichtig uneingeschränkte Lieferketten sind, zeigt die aktuelle geopolitische Machtausübung von China.
First Phosphate ist ein Unternehmen, das sich auf die Gewinnung und Reinigung von Phosphat für die Herstellung von Kathodenaktivmaterial für die LFP-Batterieindustrie spezialisiert hat. Das kanadische Unternehmen verfügt über mehr als 1.500 km² große Grundstücksansprüche im Gebiet Saguenay-Lac-St-Jean in Quebec, Kanada, die ohne Lizenzgebühren sind und aktiv entwickelt werden.
Der Clou an First Phosphate: Ihre Strategie beinhaltet die nahtlose Integration in die Lieferketten großer nordamerikanischer LFP-Batteriehersteller, die hervorragendes LFP-Kathodenaktivmaterial in Batteriequalität aus einer konsistenten und sicheren Quelle benötigen. Da ist LG Energy nur einen Katzensprung entfernt.
Ersten Kooperationen mit Industriepartnern wurden von First Phosphate bereits geschlossen, z. B. eine Vereinbarung mit der American Battery Factory Inc. aus Utah, um die jährliche Produktion von bis zu 40.000 t vollständig in Nordamerika hergestelltem LFP-Kathodenaktivmaterial zu unterstützen. Neu ist ebenfalls die Interessenbekundung der Export-Import Bank of the United States in Höhe von 170 Mio. USD zur Finanzierung der Pläne zur Erschaffung einer strategischen Reserve für gereinigte Phosphorsäure für den nordamerikanischen Markt von Lithiumeisenphosphat-Batterien. Wer Großes vorhat, braucht großes Geld. Investoren verdeutlicht dieser Schritt das eigentliche Potenzial von First Phosphate als Investment. Diese Finanzierung soll den Erwerb von US-Produkten und -Dienstleistungen in Kanada unterstützen und kann über maximal 10 Jahre zurückgezahlt werden. Der LOI ist bis zum 14. Oktober 2024 gültig. Wer also auf nahtlose Lieferketten setzen möchte und lieber im Westen investiert, sollte sich First Phosphate genauer anschauen.
FREYR Battery setzt Pläne zur Umfirmierung in die USA fort
Die Ankündigungs Chinas zur Regulierung des Graphit-Exports bekommt auch FREYR Battery zu spüren. Die Aktien sind diese Woche um 5,9 % gesunken. Die Euphorie für das norwegische Unternehmen, was derzeit stark in die USA expandiert, scheint bei Analysten gesunken durch die noch offene Frage nach nahtlosen Lieferketten.
Die Norweger haben Ende September 2023 bekannt gegeben, dass sie und ihre Tochtergesellschaft gemeinsame Entwurfsbedingungen für eine grenzüberschreitende Fusion unterzeichnet haben. Diese Fusionsvereinbarung ist der nächste Schritt zum Umzug in die Vereinigten Staaten. Die Fusion der US-amerikanischen Tochtergesellschaft in Delaware mit FREYR Battery wird voraussichtlich in Q4/2023 abgeschlossen sein. Damit wird auch die in Delaware ansässige Firma öffentlich gehandelt.
Einige Analysten schwenken von „Kauf“ auf „Moderater Kauf“, darunter Goldman Sachs, die FREYR Battery von „Kaufen“ auf "Neutral“ herabgestuft und das Kursziel von 14 USD auf 10 USD gesenkt hat. Morgan Stanley geht einen Schritt weiter und hat die Bewertung von FREYR Battery von „Neutral“ auf „Übergewichtet“ geändert, bei einem Kursziel von 13 USD pro Aktie.
Dabei hat FREYR Battery in den letzten Tagen einen wichtigen Meilenstein in der Produktion erreicht, bei dem sie von nun an automatische Elektroden für Batterien herstellen können. Die verstärkte Automatisierung ist Teil ihrer Geschäftsstrategie, die sie im amerikanischen Werk voll ausrollen werden. Die Automatisierung des Herstellungsprozesses ist ein weiterer Schritt, der FREYR in die Lage versetzen wird, Musterzellen termingerecht an Kunden zu liefern, einschließlich Nidec, einem japanischen Motorenhersteller. Wenn allerdings einer der wertvollen Rohstoffe fehlt, nützt die Automatisierung auch nichts.
Mercedes Benz bringt CO2 freien Monster Truck mit LFP Batterien auf die Straße
China ist seit 2016 der größte Handelspartner Deutschlands mit einem bilateralen Handel von fast 300 Mrd. EUR. Für einige der größten deutschen Unternehmen wie Volkswagen, Mercedes Benz und BASF ist China ein zentraler Markt. Doch nicht nur neue Regularien erschweren den internationalen Rohstoff-Handel, auch auf innerdeutschen Straßen rollt eine neue Herausforderung auf den Autobauer zu. Doch Mercedes Benz scheint dafür gut gerüstet zu sein.
Die deutsche Bundesregierung führt am 1. Dezember 2023 erweiterte Mautgebühren auf den Straßen ein. Es kommt ein CO2-Aufschlag hinzu, der zu Preissteigerungen führen wird. Die Maut wird zudem stufenweise erhöht, ab 1. Juli 2024 wird dann für Transporter ab einem Gewicht von 3,5 t Maut erhoben, statt wie bisher ab 7,5 t. Das bedeutet das "Aus" vieler kleiner Transportunternehmen, die sich ihr Business dann nicht mehr leisten können.
Die Mercedes Benz Gruppe wird die erhöhte LKW-Maut nicht vollständig an ihre Transport- und Logistikpartner zurückerstatten. Die Mautsteigerung aufgrund der CO2-Steuer für einen Euro-6-LKW im Fernverkehr beträgt 15,8 Cent. Der Autobauer übernimmt 8 Cent davon, was knapp über der Hälfte liegt.
Stattdessen setzen die Stuttgarter auf CO2-freie Monster Trucks, die ohne Zwischenladungen eine Reichweite von 500 km auf die Piste bringen. Halten die Fahrer die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhepausen ein, sollen es "deutlich mehr als 1.000 km/Tag" mit dem neuen eActros Modell sein.
Der eActros ist mit drei Akkupacks an Bord, von denen jedes eine Kapazität von 207 kWh hat. Diese Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) sind so ausgelegt, dass sie für durchschnittlich 10 Betriebsjahre und eine Laufleistung von 1,2 Mio. km genutzt werden können. Die Akkus können, wenn der eActros mit dieser Zusatz-Option ausgestattet ist, zu einem späteren Zeitpunkt in nur einer halben Stunde von 20 % auf 80 % aufgeladen werden.
In den letzten Wochen haben Branchenunternehmen mehrmals betont, dass aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage und des Kostenanstiegs keine Möglichkeit bestünde, die anfallenden Mautgebühren zu übernehmen. Die zusätzlichen Kosten müssen in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben werden, einschließlich der unvermeidbaren Lastkilometer, wie auch von den Branchenverbänden einstimmig erklärt wurde.
Die CO2-Mautkosten werden größtenteils an die Endverbraucher weitergegeben, was letztlich zu einer Erhöhung der Inflation für uns alle führen wird. Die Mercedes-Benz Gruppe hält ihr Geld ebenfalls zusammen, sodass sich die Branche für den kommenden Winter noch wärmer anziehen sollte. Emissionsfreie LKW sind allerdings bis 2025 von der Maut ausgenommen. Mercedes Benz scheint vorgebaut zu haben. Dass sie dafür LFP-Batterien nutzen, verdeutlicht das schwäbische Talent der Kostenenffizienz. Und wer weiß, vielleicht werden auch sie in Zukunft First Phosphate Kunden.
First Phosphate Corp. sichert die Interessenbekundung von 170 Mio. USD durch die EXIM Bank und kann damit seine ehrgeizigen Pläne starten, Nordamerikas LFP-Batterielieferketten zu stärken. FREYR Battery schreitet weiter im Umzugsprozess in die USA. Parallel gelingt ihnen ein Meilenstein in der Automatisierung ihrer Batterieproduktion. Mercedes Benz reagiert auf erhöhte Mautgebühren mit CO2-freien Monster Trucks, die auf LFP-Batterien basieren, und zeigt Kostenbewusstsein. Die Bedeutung von LFP-Batterien in der Industrie wird immer offensichtlicher, so dass Investoren gut entscheiden können, in welche Unternehmen an welcher Stelle der Lieferketten sie einsteigen oder ihren Anteil verändern.
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