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24.04.2024 | 06:00

Bayer, Medigene, Evotec – Pharma und Biotech aus Deutschland sind wieder en vogue

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Im Oktober letzten Jahres war das einstige deutsche Biotech-Vorzeigeunternehmen MorphoSys am Boden. Die Aktie war von 146,30 EUR bis auf 14,52 EUR abgesackt. Das galt auch für den gesamten Biotech-Sektor, der unter den gestiegenen Zinsen litt. Doch die Voraussetzungen haben sich geändert. Novartis übernimmt aller Voraussicht nach MorphoSys für 68 EUR je Aktie. Ein Milliardendeal genau wie die Partnerschaft zwischen Boehringer Ingelheim und Ochre Bio, die einen Wert von bis zu 1 Mrd. USD hat. Die beiden Parteien wollen sich chronischen Lebererkrankungen widmen und diese mittels der Regenerationsfähigkeit des Organs bekämpfen. Wie sieht es bei anderen Pharma- und Biotech-Unternehmen aus? Wir haben uns drei interessante Kandidaten herausgesucht.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: Armin Schulz
ISIN: BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , MEDIGENE AG NA O.N. | DE000A1X3W00 , EVOTEC SE INH O.N. | DE0005664809

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Inhaltsverzeichnis:


    Dr. Selwyn Ho, CEO, Medigene AG
    "[...] Adaptimmunes Therapie ist eine Therapie der ersten Generation. Aber auch nach dieser Zulassung gibt es weiterhin noch einen ungedeckten medizinischen Bedarf. Daher entwickelt Medigene innovative TCR-T-Zelltherapien der dritten Generation und darüber hinaus, von denen wir glauben, dass sie die Wirksamkeit, Sicherheit und Beständigkeit von TCR-T-Therapien verbessern werden. [...]" Dr. Selwyn Ho, CEO, Medigene AG

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    Bayer – vor der Hauptversammlung

    Die Probleme bei Bayer sind bekannt. Es bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der Gerichtsverfahren rund um Glyphosat und PCB und gleichzeitig drücken den Konzern Schulden aufgrund der Monsanto Übernahme. Um wieder auf den Erfolgskurs zurückzukehren hat Bayer bereits etliche Umstrukturierungen vorgenommen. Man hat das Organisationsmodell "Dynamic Shared Ownership" eingeführt, das darauf abzielt, das Unternehmen durch den Abbau von Hierarchien und Bürokratie agiler zu machen. Außerdem sollen Stellen abgebaut werden.

    Am 26. April findet die Hauptversammlung statt. Der CEO von Bayer, Bill Anderson, hat bereits seine Rede veröffentlicht. Er hob die Schwerpunkte auf Innovationen in den Bereichen Gesundheit und Ernährung hervor, während Bayer gleichzeitig intensiv an der Bewältigung von Herausforderungen wie Patentabläufen, Rechtsstreitigkeiten, Schuldenabbau und Bürokratie arbeitet. Im Rückblick auf das Jahr 2023 betonte Anderson die Fortschritte. Trotz enttäuschendem Free Cashflow zeigte Bayer Fortschritte bei Umsatz und anderen Kennzahlen. Die Zukunft von Bayer wird durch verstärkte Innovationen, beharrliche Bemühungen bei Herausforderungen wie Rechtsstreitigkeiten und Schuldenabbau sowie die Einführung des neuen Organisationsmodells, Dynamic Shared Ownership, geprägt sein.

    Mit einem klaren Fokus auf die Kundenbedürfnisse und Produktinnovationen geht Bayer die Herausforderungen entschlossen an, bleibt transparent und strebt eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens an. Zuletzt gab es aus dem Pharmabereich positive Studienergebnisse für eine Gentherapie gegen Parkinson in Phase-Ib und einem Medikament zur Behandlung vasomotorischer Symptome bei Frauen in den Wechseljahren in Phase-III. Die Dividende wurde größtenteils gestrichen, um die Schulden zu reduzieren. Ende 2026 soll die Umstrukturierung abgeschlossen sein. Die Aktie notiert derzeit bei 27,12 EUR.

    Medigene – sammelt frisches Kapital ein

    Medigene hat sich als Vorreiter in der Entwicklung von TCR-T Immuntherapien, sprich patienteneigene T-Zellen, die mit T-Zell-Rezeptoren modifiziert wurden, zur Behandlung von Krebspatienten positioniert. TCR-T-Therapien nutzen also die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers, um Krebszellen gezielt anzugreifen und zu zerstören. Das Unternehmen setzt dabei auf seine End-to-End Plattform, die die Entwicklung optimaler TCRs, die Aufrüstung und Verbesserung von TCR-T Zellen und eine maßgeschneiderte Medikamentenzusammensetzung umfasst. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Wirksamkeit, Sicherheit und Beständigkeit der Therapien zu verbessern und so innovative Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit soliden Tumoren zu schaffen.

    Der Fokus liegt auf soliden Tumoren, die nach wie vor eine bedeutende ungedeckte Nachfrage im Gesundheitssektor darstellen. Derzeit laufen 6 unternehmenseigene Entwicklungsprogramme parallel, wobei MDG1015 und MDG2011 am weitesten fortgeschritten sind. Die Entwicklungserfolge sind durch Patente geschützt. In 28 Patentfamilien sind bereits 112 Patente genehmigt und 131 befinden sich noch in Prüfung. Neben der Eigenentwicklung hat das Unternehmen auch Partnerschaften mit BioNTech und Regeneron geschlossen. Dafür erhielt Medigene Vorauszahlungen von mehr als 20 Mio. USD und erhält weitere Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren, wenn die Forschungsarbeiten kommerzialisiert werden. Weitere Partnerschaften sind aufgrund des wachsenden Marktes für Krebstherapien wahrscheinlich.

    Zusätzlich gibt es wissenschaftliche Partnerschaften, unter anderem mit der Technischen Universität München, mit denen an der Entwicklung proprietärer Technologien gearbeitet wird. Forschung kostet Geld und so hat das Unternehmen am 23. April eine Bezugsrechtskapitalerhöhung verkündet. Dabei sollen bis zu 4.912.531 neue Aktien emittiert werden. Aktionäre werden nicht verwässert, denn sie können für 5 Aktien eine neue Aktie zu 1,20 EUR erwerben. Damit würden rund 5,9 Mio. EUR in die Kasse gespült. Das Management und der Aufsichtsrat werden sich beteiligen und sollten Altaktionäre ihr Bezugsrecht nicht wahrnehmen, steht ein Investor bereit, der gerne Aktien im Wert von 3 Mio. EUR erwerben möchte. Beides sind positive Signale für die Aktionäre, die heute gute Liquidität in die Aktie gebracht haben.

    Evotec – vor den Jahreszahlen

    Die Hamburger Biotechnologiefirma Evotec hat einen steinigen Weg hinter sich. Missliche Korrekturen der Geschäftserwartungen und kontroverse Aktiengeschäfte durch den ehemaligen CEO Werner Lanthaler ließen das Unternehmen in Schieflage geraten. Diese Vorkommnisse lösten einen Abverkauf aus, der die Aktie um die Hälfte ihres Wertes einbrechen ließ. Nun steht Evotec, das noch immer einen neuen CEO sucht, an einem Scheideweg. Das Unternehmen muss das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen und den Aktienkurs stabilisieren.

    In seiner Kernkompetenz, der Wirkstoffforschung mit Fokus auf neuralen Erkrankungen, Schmerzerkrankungen, Stoffwechsel- und Entzündungskrankheiten sowie Onkologie, zeigt sich Evotec unerschütterlich. Die Kooperation mit dem US-Unternehmen Variant Bio, spezialisiert auf die Fibroseforschung, demonstriert das Bestreben, innovative Therapieansätze voranzutreiben und sich wirtschaftlich neu zu positionieren. Diese Partnerschaft verspricht, mittels hochmoderner Genomik-Forschung, medizinisch unbefriedigte Bedürfnisse aufzugreifen und den Aktienwert langfristig zu stärken.

    Mit Dr. Mario Polywka, der interimsweise den CEO Posten innehat, und der bevorstehenden Präsentation der Quartalszahlen, scheint ein vorsichtiger Optimismus zurückgekehrt zu sein. Analysten der Deutschen Bank stufen die Evotec Aktie mittlerweile wieder als "Kauf" ein und signalisieren damit einen möglichen Wendepunkt. Dies spiegelt sich auch in der strategischen Einstellung einer neuen Chief People Officer, Aurélie Dalbiez, wider, die frischen Wind in die Unternehmenskultur bringen soll. Man darf auf die Jahreszahlen 2023 und vor allem den Ausblick auf 2024 gespannt sein. Ein Anteilsschein kostet derzeit 14,12 EUR.


    Bei allen drei vorgestellten Kandidaten hat der Aktienkurs zuletzt positive Signale geliefert. Bayer durchläuft eine Transformation, aus der der Konzern gestärkt hervorgehen sollte. Hinzu kommen mögliche Aufspaltungsfantasien, die noch nicht gänzlich vom Tisch sind. Medigene versorgt sich mit frischem Geld, ohne seine Aktionäre zu verwässern und hat einen Investor, der gerne 3 Mio. investieren würde. Damit sind Forschung und Entwicklung, auch von den Partnerschaften, gesichert. Ende 2024 soll die klinische Phase für MDG1015 beginnen. Bei Evotec läuft die Bodenbildung und die Aktie konnte die letzten Tage zulegen. Möglicherweise können die Bekanntgabe der Jahreszahlen und ein neuer CEO als Katalysatoren dienen, um den Abwärtstrend zu verlassen.


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    Der Autor

    Armin Schulz

    Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.

    Mehr zum Autor



    Lexikon:

    1. Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
    2. Aufsichtsrat – Der Aufsichtsrat ist ein Kontrollorgan der Aktiengesellschaft und wird von der Hauptversammlung bestellt.
    3. Bank – Das Kreditwesengesetz (KWG) regelt in Deutschland die erlaubten Geschäfte einer Bank.
    4. Dividende – Die Ausschüttung an Aktionäre einer Aktiengesellschaft wird Dividende genannt.
    5. Hauptversammlung – Die Hauptversammlung ist ein Organ einer Aktiengesellschaft und das Mitwirkungsgremium der Aktionäre.

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