23.06.2022 | 04:44
Deutsche Bank, Commerzbank, Wallstreet:Online, Allianz – Hohe Umsätze, wilde Kurse – was machen Broker und Finanz-Aktien?
Neben den hohen Preissteigerungen und den permanent steigenden Zinsen ist an den Börsen nun auch noch höchste Volatilität ausgebrochen. Anleger müssen sich fast täglich auf neue Szenarien einstellen, besonders die Taktung der News über den Zustand der internationalen Konjunktur macht den Ökonomen mehr und mehr Kopfzerbrechen. Denn die gestiegenen Rohstoffpreise gelten nun als Standard und belasten die Einkaufspreise der Vorprodukte sowie die Kalkulation der eigenen Angebotsliste. Das führt teilweise zu dramatischen Anpassungen, wie der Hersteller-Preisindex mit +33,6 % im Mai eindrucksvoll darlegt. Wie schlagen sich die Finanz- und Brokeraktien an dieser Schaukel-Börse?
Lesezeit: ca. 5 Min.
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Autor:
André Will-Laudien
ISIN:
WALLSTREET:ONLINE INH ON | DE000A2GS609 , DEUTSCHE BANK AG NA O.N. | DE0005140008 , COMMERZBANK AG | DE000CBK1001 , ALLIANZ SE NA O.N. | DE0008404005
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Inhaltsverzeichnis:
"[...] Allein die Tatsache, dass wir rund 5 Mio. EUR abschreiben müssen, zeigt, dass Fehler passiert sind. Das müssen wir uns selbst auch ganz offen eingestehen. [...]" André Kolbinger, CEO, Smartbroker Holding AG
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
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Allianz – Die Mutter aller Finanzwerte im DAX
Der Versicherungsgigant Allianz hat in seinen letzten Quartalsberichten eher positiv überrascht und konnte sich im Versicherungsgeschäft trotz aller Katastrophen sehr gut entwickeln. Das Plus im Aktienkurs erreichte bis Mitte Februar solide 15% und erst mit Krisenbeginn sackte die Performance mit aktuell 13% ins Minus. Allerdings gab es nach der Hauptversammlung eine Dividende von 10,80 EUR oder gut 5% als Trostpflaster ausbezahlt.
Aktuell muss man den Blickwinkel etwas ausweiten und auch die Vermögensgüter des Konzerns unter die Lupe nehmen. Denn das Geld der Versicherten im Kapital-Vorsorgebereich befindet sich über alle möglichen Assetklassen gestreut im großen Portfolio der Allianz und ihrer Töchter. Hier kommt es aktuell zu starken Abwertungen sowohl im Renten- als auch Aktiensegment. Von den Immobilien, die natürlich weltweit gestreut sind, will man gar nicht zu sprechen. Viele Immobilienmärkte haben auf den hohen Bewertungen in 2021 gedreht und befinden sich nun in einer schwierigen Verfassung. Das betrifft in erster Linie den Neubau, aber auch zunehmend die Marktpreise von Bestandsimmobilien. Anfangs trifft die anstehende Neubewertung der Assets erst mal den inneren Wert des Anlagevermögens, später aber die Rendite der zugrundeliegenden Versicherungsverträge. Nach der Finanzkrise wurde der Garantiezins aller Versicherungsanbieter, welcher früher noch bei 4% lag, bereits sukzessive auf 0,25% abgesenkt. Das laufende Jahr dürfte ertragsseitig enttäuschen.
Die US-Vermögensverwaltungs-Tochter AllianzGI US hatte wegen einiger interner Controlling-Probleme in diesem Jahr schon 5,6 Mrd. EUR zurückstellt und muss sich nun für zehn Jahre aus dem Geschäft mit US-Fonds zurückziehen. Die aktuelle Gemengelage deutet daraufhin, dass das Jahr 2022 für die Münchener eher herausfordernd verlaufen werden wird. Mit aktuell 184 EUR nähert sich die Bewertung der Aktie ihrem geschätzten Buchwert von ca. 179 EUR, charttechnisch steht die Ampel aber noch auf Rot. Warten sie den Fortgang der aktuellen Ausverkaufsphase ab, unter 170 EUR ist im derzeitigen Umfeld möglich. Das wäre u.E. ein erster fundamentaler Anreiz für ein Kauflimit.
Wallstreet:Online – Smartbroker wächst, die Hauptversammlung wird spannend
Am 24. Juni 2022 ist es soweit, die jährliche Hauptversammlung der Wallstreet:Online AG steht an. Die Berliner können seit einigen Jahren auf starkes Wachstum verweisen und haben mit der Andockung des Neobrokers „Smartbroker“ alles richtig gemacht, denn für Broker kommen die in den letzten Jahren stark gestiegenen Kapitalmarktumsätze wie gerufen. Wichtig erscheint die Zahl der aktiven Junginvestoren, sie hat in 2022 schon die 50.000er Grenze überschritten. Rund 12 Mio. Menschen in Deutschland sind Aktienbesitzer, Tendenz steigend. Sie alle können sich in wenigen Minuten mit einem Online-Broker wie dem Smartbroker auf die Reise begeben, das lange Warten in Telefonschleifen von Banken hat dann ein Ende.
Auf den verschiedensten digitalen Handelsplattformen wird ein unterschiedlicher Service geboten, Smartbroker-Kunden bewerten das in gängigen Finanztests als sehr positiv. Der Neobroker landet meistens auf den vorderen Plätzen und kann die Platzhirsche Consors, Comdirect und Trade Republic regelmäßig hinter sich lassen. Meist sind Broker als Töchter von Finanzkonzernen tätig, wie das bei Consors, Comdirect und ING der Fall ist. Trade Republic ist noch voll in den Händen von Private Equity-Unternehmen, die Bewertung wurde aber zuletzt schon bei hohen 5 Mrd. EUR angesetzt. Zum Vergleich: Die gesamte Wallstreet-Online Gruppe wird an der Börse nur mit 255 Mio. EUR bewertet. Sie ist ein langjähriger Profi im Online-Geschäft und bietet neben einer Vielzahl von Infokanälen und Foren mit dem Smartbroker auch gleich den Zugang an die Märkte. So werden mittlerweile Kundenvermögen von knapp 9 Mrd. EUR betreut, das durchschnittliche Depotvolumen von ca. 36.000 EUR liegt deutlich über den Werten bekannter Wettbewerber. Eine leistungsfähige App soll es im Laufe des Jahres geben.
Im laufenden Jahr wollen die Berliner deutlich wachsen. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz von 62 bis 67 Mio. EUR, in 2021 waren es noch 48,2 Mio. EUR. Das bereinigte EBITDA soll bei 10 bis 12 Mio. EUR liegen, nach zuletzt 3,65 Mio. EUR. Ein großer Kostenposten sind nach wie vor die Marketingaufwendungen für den Smartbroker, sie sollen bei etwa 6 Mio. EUR liegen. Die Analysten von GBC bewerten das Unternehmen regelmäßig und bestätigen ihre Kaufempfehlung für die Aktien der wallstreet:online AG. Das Kursziel sinkt wegen höherer Kapitalkosten leicht von 38,60 auf 37,55 EUR. Auf Sicht von zwölf Monaten eine pfundige 125%-Chance.
Deutsche Bank und Commerzbank – Keine Negativzinsen mehr für Privatkunden
Die EZB wartet noch, steht aber in den Startlöchern, die FED hat es nun mit +0,75% richtig krachen lassen. Wir sprechen vom Leitzins, der in Europa noch sehr tief bei null Prozent liegt, aber in Amerika wegen der hohen Inflation zügig nach oben gesetzt wird. Die US-Notenbank strebt bis zum Jahresende einen Leitzins von mehr als 3% an. Für die anstehende Sitzung im Juli gibt es aber laut Patrick Harker, Chef des FED-Bezirks Philadelphia, noch keine Vorbesprechungen.
Durch die steigenden Leitzinsen versuchen Notenbanken die Geldwertstabilität wieder herbeizuführen, dabei wird aber auch die Refinanzierung der gesamten Wirtschaft erschwert. Bankkunden in Deutschland können im Zuge der für Juli bereits angekündigten Zinsanhebung der EZB auf ein Ende der Negativzinsen auf Giro- oder Tagesgeldkonten hoffen. Wenn die EZB den Satz der Einlagenfazilität gemäß ihrer jüngsten Ankündigung um 0,25 Prozentpunkte anhebt, werden die Deutsche Bank und ihre Tochter Postbank diese Anpassung an die Privatkunden weitergeben, für einen gänzlichen Wegfall ist es dennoch zu Früh. Neukunden bei der Commerzbank zahlen bereits seit Mitte 2021 ein Verwahrentgelt von 0,5% für die 50.000 EUR übersteigende Liquiditätshaltung, auch sie wird Anpassungen der EZB umgehend an ihre Kunden weitergeben. Deutlich steigende Erträge für die Finanzinstitute durch höhere Zinsen sind insgesamt in der Eurozone noch nicht zu erwarten, dennoch sollte sich bei Neu-Finanzierungen die Marge erhöhen.
Ob damit schon der Startschuss für eine Höherbewertung des gesamten Finanzsektors ansteht, steht in den Sternen. Im Rennen um die Anlegergunst konnte die Commerzbank in den letzten 12 Monaten bereits 35% zulegen, die Bilanz der Deutschen Bank weist hingegen noch einen Verlust von knapp 12% auf. In einem Wiedererstarken des Sektors ist der Branchenprimus erste Wahl.
Die Finanzbranche muss die höheren Kapitalmarktzinsen in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Seit 2016 hatte man mit einem absoluten Niedrigzinsumfeld zu leben, nun gibt es wieder erste Lebenszeichen für die Zinsmärkte. Die höhere Aktivität an den Kapitalmärkten kommt in erster Linie Brokerhäusern und Dienstleistern wie Wallstreet:Online zu Gute, denn sie verfügen über die aktiven Kunden, welche ihre Portfolios regelmäßig anpassen.
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Lexikon:
- Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
- Bank – Das Kreditwesengesetz (KWG) regelt in Deutschland die erlaubten Geschäfte einer Bank.
- Dividende – Die Ausschüttung an Aktionäre einer Aktiengesellschaft wird Dividende genannt.
- Fonds – Fonds werden von Kapitalanlagegesellschaften gegründeten, um Anlegern themenspezifisch Investitionsinstrumente zu bieten.
- Hauptversammlung – Die Hauptversammlung ist ein Organ einer Aktiengesellschaft und das Mitwirkungsgremium der Aktionäre.