29.11.2024 | 06:00
Mercedes-Benz, 123fahrschule, BYD – zwischen Krise und Aufschwung
Die Elektromobilität in Deutschland befindet sich in einer Krise, während andere Märkte, allen voran China, stark wachsen. Im Jahr 2024 sind die Neuzulassungen von Elektroautos hierzulande um mehr als 26 % eingebrochen. Gründe sind das Auslaufen staatlicher Prämien, hohe Kosten und ein eingeschränktes Angebot günstiger Modelle. Trotzdem wächst in Deutschland die Nachfrage nach Führerscheinen – trotz hoher Kosten ein Hinweis auf ein wachsendes Bedürfnis nach individueller Mobilität. Der chinesische Markt zeigt mit über 50 % Elektro- und Plug-in-Hybrid-Anteil eine enorme Dynamik, unterstützt durch Preissenkungen und politische Förderungen. Wir sehen uns zwei führende Automobilhersteller an und werfen einen Blick darauf, wie 123fahrschule vom Führerscheinboom profitieren kann.
Lesezeit: ca. 5 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
MERCEDES-BENZ GROUP AG | DE0007100000 , 123FAHRSCHULE SE | DE000A2P4HL9 , BYD CO. LTD H YC 1 | CNE100000296
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Inhaltsverzeichnis:
"[...] China hat sich zur Produktionshauptstadt der Welt entwickelt, und aufgrund seiner Infrastruktur, Expertise und Fähigkeiten hat sich Silkroad Nickel strategisch positioniert, um mit chinesischen Unternehmen aus der Edelstahl- und Elektrofahrzeugindustrie zusammenzuarbeiten [...]" Jerre Foo, Corporate Development Executive, Silkroad Nickel
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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Mercedes-Benz – will seine Elektrofahrzeuge optimieren
Die Mercedes-Benz Group musste im 3. Quartal deutliche finanzielle Rückgänge hinnehmen. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 7 % auf 34,5 Mrd. EUR. Noch gravierender fiel der Einbruch beim operativen Ergebnis aus, das um 48 % auf 2,5 Mrd. EUR einbrach. Ebenso halbierte sich das Ergebnis je Aktie auf 1,81 EUR. Obwohl der freie Cashflow mit 2,4 Mrd. EUR leicht über dem Vorjahreswert lag, fiel die Nettoindustrie-Liquidität im Jahresverlauf um 9 % auf 28,7 Mrd. EUR. Belastend wirkten höhere Produktionskosten, ungünstige Marktbedingungen und ein Rückgang der Verkaufszahlen batterieelektrischer Fahrzeuge (BEVs) um 31 %.
Beim Earnings Call kommentierte Mercedes-Benz die schwachen Ergebnisse und verwies auf Herausforderungen durch verschärften Wettbewerb, steigende Kosten und ein schwieriges Marktumfeld, insbesondere in China. Gleichzeitig bestätigte das Unternehmen eine solide Liquidität, was es ermöglicht, trotz sinkender Gewinne Dividenden und Aktienrückkäufe großzügig zu bedienen. Für das 4. Quartal wird keine Erholung der Verkaufszahlen erwartet, doch in den USA zeigt der Markt weiterhin Wachstumspotenzial. Mercedes-Benz betonte seine strategischen Prioritäten, darunter Investitionen in neue Technologien und Plattformen wie autonomes Fahren und Elektrofahrzeuge.
Geplante Batterie-Upgrades für die Modelle EQE und EQS sollen die Reichweiten erhöhen. Parallel dazu wird die vollelektrische G-Klasse mit innovativen Technologien für Geländetauglichkeit ausgestattet. Darüber hinaus fließen beträchtliche Investitionen in neue Fahrzeugplattformen wie die MMA-Architektur, die ab 2025 effizientere Ladezeiten und nachhaltigere Produktion ermöglichen soll. Zudem forschen die Stuttgarter an nachhaltigen Lösungen wie „Solarlack“ für Elektroautos um neue Akzente zu setzen. Die Frage bleibt, wann sich die Nachfrage nach Luxus-EVs wieder erholt. Die Aktie hat auf ihrer Talfahrt zuletzt einen doppelten Boden bei 51 EUR ausgebildet und notiert aktuell bei 52,12 EUR.
123fahrschule – Digitalisierung als Schlüssel zum Erfolg im Fahrschulmarkt
123fahrschule SE, Deutschlands größte Fahrschulkette im B-Segment mit über 60 Standorten, treibt die Digitalisierung der Fahrausbildung konsequent voran. Im Fokus steht der Einsatz von innovativen Technologien wie Fahrsimulatoren und E-Learning-Plattformen. Diese ermöglichen nicht nur individuellere und effizientere Schulungsprozesse, sondern kompensieren auch den zunehmenden Mangel an Fahrlehrern in Deutschland, denn ein Drittel der Fahrlehrer ist bereits 60 Jahre oder älter, so dass eine Pensionierungswelle bevorsteht. Schon heute fehlt es an qualifiziertem Nachwuchs. Mit ehrgeizigen Expansionszielen, darunter bis 2027 200 Standorte zu erreichen, strebt das Unternehmen an, den deutschen Fahrschulmarkt zu revolutionieren und sich als digitaler Marktführer zu etablieren.
Zukünftige regulatorische Neuerungen beschleunigen den Einsatz zukunftsweisender Technologien in der Fahrausbildung. Dazu gehören Online-Theorieunterricht und der verstärkte Einsatz von Simulatoren, die einen flexibleren und kosteneffizienteren Erwerb des Führerscheins ermöglichen. Mit bis zu 20 % weniger Fahrzeugbedarf und reduziertem Lehrereinsatz positioniert sich 123fahrschule nicht nur als Innovator, sondern auch als Kostenführer. Vorstandsvorsitzender Boris Polenske sieht in diesen Veränderungen eine große Chance, die Führerscheinkosten um bis zu 1.000 EUR zu senken – ein potenzieller Wettbewerbsvorteil in einem stark fragmentierten Markt, dessen Volumen auf 3 Mrd. EUR geschätzt wird.
Die Geschäftszahlen unterstreichen das solide Wachstum der 123fahrschule. Mit einem Rekordumsatz von 5,7 Mio. EUR im 3. Quartal und einem operativen Cashflow von rund 1,5 Mo. EUR in den ersten 9 Monaten, im Vorjahr waren es nur 387.000 EUR, zeigt sich die Strategie erfolgreich. Die geplante Einführung von Franchise-Modellen für kleinere Städte und Investitionen in digitale Lösungen, wie selbstentwickelte Software oder hochmoderne Simulatoren, bieten langfristige Wachstumsperspektiven. Analysten sehen bei der Aktie großes Potenzial: Mit Kurszielen von 6,20 EUR (mwb research) und 7,20 EUR (Nuways) und einer erwarteten Steigerung der Margen bleibt 123fahrschule eine spannende Anlageoption für Investoren, die an die Digitalisierung und Konsolidierung des Fahrschulmarktes glauben. Die Aktie hat zuletzt deutlich konsolidiert, scheint aber bei 2,28 EUR einen doppelten Boden auszubilden und kostet aktuell 2,36 EUR.
BYD - Chinas Elektroauto-Gigant zwischen Wachstum und Herausforderungen
Der chinesische Automobilhersteller BYD beeindruckt weiterhin mit starken Absatzzahlen. Allein im Oktober 2024 verkaufte das Unternehmen 502.657 sogenannte New Energy Vehicles (NEV), was einer Steigerung von rund 67 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Seit Jahresbeginn summieren sich die Verkäufe auf über 3,25 Mio. Fahrzeuge – ein Plus von 36,5 %. Auch finanziell überholte BYD im 3. Quartal erstmals Tesla und erzielte einen Umsatz von rund 26 Mrd. EUR bei einem Nettogewinn von etwa 1,5 Mrd. EUR. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen bleibt BYD stark auf den chinesischen Heimatmarkt fixiert, der 90 % der Verkäufe ausmacht. Dies verdeutlicht die Herausforderung, auch international konkurrenzfähig zu werden.
Die internationale Expansion ist ein zentraler Baustein der BYD-Strategie. Angesichts der EU-Strafzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge investiert der Konzern gezielt in lokale Produktionsstätten. Geplante Fabriken in der Türkei und Ungarn sollen den Marktzugang erleichtern, da sie EU-Strafzölle umgehen und durch kürzere Lieferketten Wettbewerbsvorteile schaffen können. Dieses Modell wird bereits mit ähnlichen Projekten in Mexiko für den nordamerikanischen Markt verfolgt. Gleichzeitig erweitert BYD seine Modellpalette für Europa. Zu den Neuheiten zählen der Seal U, ein Mittelklasse-SUV, sowie innovative High-End-Modelle wie der Yangwang U8, die gezielt auf unterschiedliche Kundensegmente abzielen.
Vor 20 Jahren als Batteriehersteller gestartet, hat sich BYD längst als Marktführer im Bereich elektrifizierter Fahrzeuge etabliert. Mit revolutionären Technologien wie den eigenen Blade-Batterien oder Fahrzeugen auf der digitalen e-Platform 3.0 setzt das Unternehmen Maßstäbe in Effizienz und Reichweite. Während der Fokus bislang auf reinen Elektro- und Hybridfahrzeugen liegt, adressiert BYD auch die wachsende Nachfrage nach Premiumfahrzeugen und erschließt neue Segmente. Dennoch bleibt unklar, ob BYDs Abhängigkeit vom Heimatmarkt langfristig überwunden werden kann – ein entscheidender Faktor für den Börsenerfolg und das Vertrauen internationaler Investoren. Die Aktie hat zwar besser performt als die der deutschen Automobilbauer, aber auch die BYD-Aktie musste zuletzt Federn lassen und notiert momentan bei 30,62 EUR.
Die Elektromobilität steht weltweit vor Herausforderungen, aber auch Chancen, die Unternehmen unterschiedlich bewältigen. Mercedes-Benz kämpft mit schwachen Verkaufszahlen und steigenden Kosten, möchte jedoch durch Batterie-Upgrades und neue Plattformen seine Marktposition bei Elektrofahrzeugen stärken. 123fahrschule profitiert vom anhaltenden Führerscheinboom und setzt auf Digitalisierung und Effizienz, um Marktführer im deutschen Fahrschulmarkt zu werden. BYD wächst rasant dank starker NEV-Nachfrage in China, stößt jedoch international auf Hürden und arbeitet an Expansionsstrategien wie neuen Produktionsstandorten. Während Deutschland im Wandel steckt, zeigt der chinesische Markt mit seiner Dynamik was möglich ist.
Interessenskonflikt
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Lexikon:
- Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
- Elektrofahrzeuge – Fahrzeuge, welche durch elektrische Energie angetrieben werden.
- Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.
- Software – Oberbegriff für unterschiedliche Arten von Programmen, die für den Betrieb von Computern notwendig sind.