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30.12.2022 | 05:10

BioNTech, Defence Therapeutics, Pfizer – Die Karten werden neu gemischt

  • corona
  • mRNA
  • Biotechnologie
Bildquelle: pixabay.com

Die Corona-Pandemie scheint sich nach knapp 3 Jahren auf das Ende zuzubewegen. Die Rückkehr zur Normalität, neben dem Rest der Welt nun auch in China, ist für Gesellschaft und Wirtschaft eine Erleichterung. Im Gegensatz dazu bricht den Impfstoffherstellern ein Milliardengeschäft weg, das durch Produkte in anderen Anwendungsgebieten schwer zu kompensieren ist. Die Börsenwertungen der Vakzin-Produzenten sind dennoch weiter exorbitant hoch, genauso wie ihre Fallhöhe.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: Stefan Feulner
ISIN: BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026 , PFIZER INC. DL-_05 | US7170811035 , DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013

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Inhaltsverzeichnis:


    Sébastien Plouffe, CEO, Defence Therapeutics Inc.
    "[...] Orano hat schon vor der Zusammenarbeit mit uns mit Accum™ experimentiert und sich dann für eine Kooperation entschieden. [...]" Sébastien Plouffe, CEO, Defence Therapeutics Inc.

    Zum Interview

     

    Einproduktunternehmen sucht Alternativen

    Das abrupte Ende der „Null-Covid-Politik“ in China sorgte in der vergangenen Woche für ein Aufatmen rund um den Globus. Spätestens jetzt dürfte die Rückkehr zur Normalität geebnet sein. Selbst der allseits bekannte und früher noch sehr vorsichtige Virologe Christian Drosten hält die Corona-Pandemie in Deutschland für überwunden. Es gebe in diesem Winter die erste endemische Welle, sagte er dem „Tagesspiegel". Justizminister Buschmann fordert zudem als Konsequenz das Ende aller Corona-Maßnahmen.

    Die Ankündigung des Endes der Pandemie dürfte die globalen Impfstoffhersteller in höchste Alarmbereitschaft versetzt haben, vor allem, wenn wie bei BioNTech die Corona-Vakzine die einzig bisher vermarktbaren Produkte darstellen, was sich, betrachtet man die Produktpipeline, in naher Zukunft nicht ändern dürfte. Zwar betont das Mainzer Unternehmen immer wieder, auf Basis der mRNA-Technologie den Bereich Onkologie voranzutreiben, bis zur tatsächlichen Zulassung dürften aus Erfahrung jedoch noch Jahre vergehen.

    Zudem entwickelte BioNTech mit US-Partner Pfizer einen Kombinationsimpfstoff, mit dem künftig gleichzeitig gegen Corona und Grippe geimpft werden könnte. Dieser ist von der US-Arzneimittelbehörde FDA in ein beschleunigtes Zulassungsverfahren aufgenommen worden. Ob dieser nach Zulassung auf großen Anklang stoßen wird, darf zumindest hinterfragt werden. Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung von BioNTech trotz Korrektur 36,82 Mrd. USD. Per 30.9.2022 verfügte das Unternehmen neben einer hohen Liquidität in Höhe von 13,4 Mrd. EUR noch Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 7,3 Mrd. EUR. Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Mainzer noch mit Umsätzen zwischen 16 und 17 Mrd. EUR. Für 2023 dürfte der Rückgang bei Umsatz und Ertrag drastisch ausfallen, sollte die Corona-Pandemie nun tatsächlich vorüber sein.

    Aus charttechnischer Sicht sieht die Lage nicht besser aus. Nach dem Abprall am Jahreshoch bei 188,82 USD fiel die Aktie mit hohem Volumen zurück in ihren breiten Seitwärtskanal, der als Unterkante das Jahrestief bei 117,48 USD markiert. RSI und MACD gaben auf Wochenbasis ein frisches Verkaufssignal, so dass ein weiterer Rutsch in diese Region beziehungsweise darunter nicht unwahrscheinlich erscheint.

    Völlig neue Möglichkeiten gegen Krebs

    Im Vergleich zu BioNTech ist das kanadische Biotechunternehmen Defence Therapeutics mit einem Börsenwert von 69,71 Mio. USD noch weit von einer Übertreibung entfernt. Denn die hochskalierbare Plattformtechnologie der Kanadier hat das Potenzial, die nächste Generation von Impfstoffen und ADC-Produkten zu entwickeln. Der Kern der Defence Therapeutics-Plattform besteht in der ACCUM-Technologie, die einen präzisen Transport von Impfantigenen oder ADCs in intakter Form zu den Zielzellen ermöglicht. Als Folge davon können eine verbesserte Effizienz und Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen wie Krebs und Infektionskrankheiten erreicht werden.

    Aktuell arbeitet Defence Therapeutics an der Kombination seiner Accum-Technologie mit mRNA-Impfstoffen. Dieses Forschungsprogramm wird sich nicht nur auf das Gebiet der Krebsimmuntherapie auswirken, sondern kann auch direkt für die Entwicklung neuer Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten angewandt werden. So haben die Kanadier nachgewiesen, dass „reine“ mRNA zwar tatsächlich immunogen sein kann, aber die gegen das Vakzin erzeugte humorale Antikörperreaktion sehr schwach ist. Das Defence-Team arbeitet daher mit einem europäischen Privatunternehmen daran, mRNA-Impfstoffe in Verbindung mit ACCUM zu synthetisieren.

    Das Ziel besteht in einem direkten Vergleich zwischen mit ACCUM verknüpften und „reinen" mRNA-Vakzinen hinsichtlich ihres Potenzials, eine Immunantwort zu erzeugen, die bestehenden Tumore beseitigen und kontrollieren kann. Laut dem CEO von Defence Therapeutics, Sebastien Plouffe, soll der ACCUM-mRNA-Impfstoff bis Ende 2023 produziert sein. Danach wird die in vivo-Studie bei Tieren mit bestehenden soliden Tumoren eingeleitet. „Nach der Fertigstellung wird Defence über seinen zu 100 % eigenen mit Accum verknüpften mRNA-Impfstoff gegen Krebs verfügen. Defence wird außerdem in der Lage sein, seine maßgeschneiderte AccumTM-Technologie an jedes Pharmaunternehmen mit mRNA-Vakzinen zu lizenzieren", fügte er hinzu.

    Bahnbrechende Ergebnisse

    Bahnbrechend waren auch die Resultate einer präklinischen Studie unter Einsatz der intranasalen Formulierung von AccuTOX im Zusammenhang mit Tieren mit bestehendem Lungenkrebs. Die Studie zeigt, dass die Verabreichung von AccuTOX als eine Kombinationstherapie mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor PD1-Antikörper die Menge der Lungenknoten im Vergleich zu Tieren der unbehandelten oder mit PD1-Antikörpern behandelten Kontrollgruppe drastisch verringerte. Diese Reduktion der Krebsknoten um 50 % bei Tieren mit bestehenden Lungentumoren wurde bei einem Behandlungsplan von gerade einmal 6 über einen Zeitraum von 2 Wochen verabreichten Dosen mit der Kombination aus AccuTOX und PD1-Antikörpern erreicht.

    Defence bereitet derzeit sein Treffen mit der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zur Einholung der Genehmigung für die Einleitung einer Phase I-Studie zur Behandlung gegen solide Tumore im Jahr 2023 vor. Der globale Markt für Lungenkrebs-Therapeutika wurde 2021 mit einem Wert von rund 27,57 Mrd. USD beziffert und wird laut Precedence Research bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 55,6 Mrd. USD wachsen.


    Die Corona-Pandemie neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu, was ein Ende der Sonderkonjunktur für Impfstoffhersteller wie BioNTech bedeutet. Da das Unternehmen nur mit einem Produkt am Markt etabliert ist, dürften die Prognosen für 2023 eher ernüchternd ausfallen. Defence Therapeutics besitzt im Vergleich dazu mit seiner hochskalierbaren Plattformtechnologie enormes Wachstumspotenzial.


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    Der Autor

    Stefan Feulner

    Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.

    Mehr zum Autor



    Lexikon:

    1. Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
    2. Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.
    3. RSI – Der Relative-Stärke-Index (RSI) ist ein oszillierender Indikator und wir häufig bei der technischen Analyse verwendet.

    Weitere Kommentare zum Thema:

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    Aktuell richtet sich der Fokus der Anleger neben den wichtigsten Indizes wie DAX oder Dow Jones vor allem auf Gold oder Bitcoin, dagegen ist vom Biotechnologiesektor in den hiesigen Gazetten wenig zu lesen. Doch der Markt ist in Bewegung und die Übernahmewelle setzt sich unbeirrt fort. So gab kürzlich der dänische Pharmakonzern Genmab bekannt, das private Biotech-Unternehmen ProfoundBio für 1,8 Mrd. USD in bar zu akquirieren. Die Übernahme soll helfen, die Krebspipeline mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugat-Therapien der nächsten Generation zu vertiefen. Gerade in diesem Bereich dürften in naher Zukunft weitere Zukäufe durch Big Pharma über die Bühne gehen.

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