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08.12.2021 | 05:02

Pfizer, Defence Therapeutics, Novavax – Wer profitiert von Omikron?

  • Corona
  • Pandemie
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  • Biotechnologie
Bildquelle: pixabay.com

Die Welt zittert vor der neuen Corona-Variante Omikron. Die Börsen gehen auf Talfahrt, an den Krypto-Märkten herrscht Panik und Politiker überbieten sich mit Forderungen nach schärferen Lockdown-Bestimmungen. Einige erfahrene Epidemiologen sehen das Auftreten von Omikron allerdings schon als Vorboten eines baldigen Wandels der Pandemie in eine Endemie, in der wir mit dem Corona-Virus wie mit einer Grippe leben werden. In einem Punkt sind sich jedoch alle einig: Wir werden weiterhin Impfungen benötigen. Für wen sind das gute Nachrichten?

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: Carsten Mainitz
ISIN: DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013 , PFIZER INC. DL-_05 | US7170811035 , NOVAVAX INC. DL-_01 | US6700024010

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Inhaltsverzeichnis:


    David Elsley, CEO, Cardiol Therapeutics Inc.
    "[...] Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, sich mit den zugrunde liegenden Gesundheitszuständen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu befassen, und hat dazu geführt, dass der Herzgesundheit auf breiterer Ebene Priorität eingeräumt wird. [...]" David Elsley, CEO, Cardiol Therapeutics Inc.

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    Pfizer – Der große BioNTech-Partner hat noch viel Potenzial

    Zusammen mit dem deutschen Unternehmen BioNTech war Pfizer mit dem auf dem Wirkstoff Tozinameran basierende mRNA-Vakzin Comirnaty der erste Hersteller, der einen wirksamen Impfstoff gegen das SARS-CoV2 Virus entwickeln und zulassen konnte. Während sich der Kurs des deutschen Partners daraufhin zwischenzeitlich mehr als vervierfachte, legte der Kurs der Pfizer-Aktie bis heute nur gut 70% zu, und dies, obwohl der Umsatz von Comirnaty mittlerweile mehr als 50% des Gesamtumsatzes von Pfizer ausmacht (Q3/2021: Gesamtumsatz 24,1 Mrd. USD, davon 13 Mrd. USD mit Comirnaty). Dabei wird nach Erwartungen der Konzernführung dieser Anteil in den folgenden Quartalen noch weiter ansteigen, da immer mehr Länder auf Booster-Impfungen setzen.

    Außerdem baut Pfizer darauf, den Impfstoff zukünftig auch bei Kindern von 5-11 Jahren einsetzen zu können. In den USA hat Pfizer von der FDA (Food and Drug Administration, Bundesbehörde zum Schutz der öffentlichen Gesundheit) dafür bereits eine Notfallzulassung erhalten und die Impfkampagne direkt nach der offiziellen Empfehlung der CDC (Centers for Disease Control and Prevention, analog dem deutschen Robert-Koch-Institut) gestartet. Auch in Europa haben BioNTech/Pfizer die Zulassung in dieser Altersgruppe bei der EMA (European Medicines Agency, europäische Arzneimittelbehörde) gestellt und erwarten die Zulassung noch vor Weihnachten.

    Aber auch ohne diese Zulassung rechnet Pfizer für das vierte Quartal mit einem Umsatz von rund 31 Mrd. USD, was einer Steigerung von sagenhaften 210% gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal entspräche. Doch Pfizer verlässt sich nicht nur auf Comirnaty. Zusätzlich hat das Unternehmen mit Paxlovid ein antivirales Medikament in der Pipeline, welches das Risiko einer Krankenhauseinweisung und eines tödlichen Verlaufs einer Covid-19 Erkrankung in einer Studie mit 1.219 PCR-positiv-getesteten Personen um 89% senken konnte. Der Wirkstoff, der in Tablettenform verabreicht wird, hat damit das Potenzial für ein neues Blockbuster-Medikament.

    Defence Therapeutics – Viele Pfeile im Köcher

    Auch das kanadische Biotechnologie-Unternehmen Defence Therapeutics forscht an Impfstoffen gegen das SARS-CoV2 Virus und konnte vor Kurzem seine präklinischen Aktivitäten hierzu abschließen. Dabei setzt das Unternehmen mit seiner proprietären Accum™ Plattform auf ein dem mRNA-Verfahren nicht unähnliches System. Beim ersten Impfstoffkandidaten (DTC-PT001) handelt es sich um eine mit einem von der FDA zugelassenen Adjuvans verstärkte injizierbare Darreichungsform, die eine dauerhaft hohe Produktion von IgG-Antikörpern (Immunglobulin G) provoziert.

    Die zweite Impfstoffformulierung (DTC-IN003) ist ein intranasal zu verabreichender Impfstoff, der die Übertragung blockiert, um die Infektion zu stoppen. Zusätzlich zur Produktion von IgA-Antikörpern (Immunglobulin A) auf der Schleimhautoberfläche löst dieses Vakzin auch eine systemische Immunität aus. Aktuell wird zu diesem Kandidaten eine GLP-Challenge-Studie (Good Laboratory Practice, Gute Laborpraxis) durchgeführt, die bis Ende Dezember 2021 zu Ergebnissen führen soll.

    Zusätzlich zu den Corona-Impfstoffen befinden sich bei den Kanadiern noch zwei Impfstoffe gegen Humane Papillomviren (HPV) in der Entwicklung. AccuVAC-PT009 verwendet eine Mischung aus L1-Proteinen verschiedener HPV-Stämme und soll am Ende der Entwicklung bezüglich der Wirksamkeit mit dem bereits am Markt verfügbaren Vakzin Gardasil-9 von MSD (Merck Sharp and Dohme) vergleichbar sein.

    Der zweite Kandidat AccuVAC-PT0067 wird gezielt gegen Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Neben der Impfstoffentwicklung ist die Krebstherapie ein großes Thema. Mittels der Accum™-Plattform werden ADC-Präparate (ADC = Antibody Drug Conjugates, also die Antikörper-Wirkstoff-Kombination im „Huckepack“-Verfahren) entwickelt, die eine gezielte und präzise zu dosierende Wirkstoffabgabe an Tumorzellen ermöglichen, ohne gesundes Gewebe dabei zu belasten. Dabei ist es Defence Therapeutics gelungen, im vergangenen Jahr vier neue Patente anzumelden.

    Nachdem beim Krebstherapie-Kandidaten AccuVAC-D001 durch das Hinzufügen von Accum™-gebundenen Antigenen zu allogenen DCs (dendritische Zellen) die therapeutische Wirkung des Impfstoffs erhöht und eine Überlebensrate von 70-80% erreicht werden konnte (andere aktuell experimentell erprobte DC-basierte Therapien: 0-20%), hat das Unternehmen nun eine Vereinbarung mit einem Reinraum-Anbieter in Kanada unterzeichnet, um Probeläufe mit seinem DC-Impfstoff durchzuführen. Ziel ist es, alle erforderlichen GLP-Studien bis zum ersten Quartal 2022 abzuschließen und bis Mitte 2022 eine Phase I-Studie zur Therapie von Melanomen in UK durchzuführen. Aktuell ist das Unternehmen mit rund 200 Mio. CAD bewertet.

    Novavax – Macht der Konzern jetzt endlich Kasse?

    1,6 Mrd. USD – so viel wie kein anderer Hersteller hat Novavax von der US-Regierung kassiert, um einen Impfstoff gegen das SARS-CoV2 Virus zu entwickeln und eine Impfstoffproduktion aufzubauen – bei einer Marktkapitalisierung von damals gerade einmal 4,6 Mrd. USD. Verabreicht wurden von dem auf Basis eines Protein-Impfstoffs entwickelten Vakzins Nuvaxovid bisher null Einheiten. Denn die Entwicklung und vor allem die Produktion des in vielen Medien fälschlich als „Totimpfstoff“ bezeichneten Mittels gestaltete sich schwieriger, als gedacht. Gerade für ein im Vergleich zu den Wettbewerbern relativ kleines Unternehmen.

    Immer wieder wurden Erfolge angekündigt, immer wieder musste verschoben werden. Nun endlich scheint es soweit zu sein. Novavax hat die Zulassung in Europa, Großbritannien, Kanada und Australien beantragt, der Antrag bei der FDA soll noch in diesem Jahr erfolgen. In Indonesien und auf den Philippinen ist die Notfallzulassung bereits erfolgt. CEO Stanley Erck geht davon aus, 2022 bis zu 2 Mrd. Impfdosen ausliefern zu können.

    Dabei will Novavax seinen Rückstand gegenüber den Platzhirschen damit wett machen, dass der Impfstoff eine ähnlich hohe Wirksamkeit wie die modernen mRNA-Wirkstoffe aufweist, dabei aber verträglicher ist. Außerdem werde bereits daran gearbeitet, den Impfstoff an die neu aufgetretene Omikron-Variante anzupassen. Einen zusätzlichen Schub soll das Vakzin durch eine Kombination mit saisonalen Grippe-Impfstoffen bekommen, die dann gemeinsam verimpft werden könnten. Die Börse scheint den Ankündigungen von Erck nicht so recht zu trauen, der schon in der Vergangenheit oft über das Ziel hinausgeschossen ist. Schließlich wäre Nuvaxovid die erste abgeschlossene Entwicklung des Konzerns seit Gründung vor 34 Jahren.


    Alles hat zwei Seiten. Auch wenn uns Corona noch einige Zeit im Würdegriff behalten sollte, kann man immerhin versuchen, daraus Kapital zu schlagen. Pfizer ist hier sicherlich eine relativ sichere Sache. Auch Novavax scheint endlich angekommen zu sein, die Zulassung steht in wichtigen Märkten wohl kurz bevor. Der Aktie wird dies sicherlich einen Schub nach oben verleihen. Ob es dem Unternehmen allerdings gelingen wird den Rückstand aufzuholen, steht in den Sternen. Interessant für risikofreudige Anleger ist das Papier von Defence Therapeutics. Denn hier geht es nicht nur um das SARS-CoV2 Virus, sondern mit Krebs vor allem um eine Geißel der Menschheit, die ein ungebrochenes Potenzial verspricht.


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    Der Autor

    Carsten Mainitz

    Der gebürtige Rheinland-Pfälzer ist seit mehr als 25 Jahren leidenschaftlicher Börsianer. Nach seinem BWL-Studium in Mannheim arbeitete er als Journalist, im Equity Sales und viele Jahre im Aktienresearch.

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    Lexikon:

    1. Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
    2. Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.

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