17.06.2022 | 06:00
BioNTech, Defence Therapeutics, Formycon – Biotech Aktien mit viel Potential für die Zukunft
Ein Blick auf den NASDAQ Biotechnology Index zeigt, dass der große Hype auf Biotech-Unternehmen erst einmal vorbei zu sein scheint. Seit September 2021 geht der Index in die Knie und markiert dabei immer wieder neue Tiefs. Diesen Rückgang kann man aber auch als Chance sehen, denn die Aussichten für die Branche sind langfristig gut. Die Menschen werden immer älter und mit dem Alter kommen die Krankheiten, die bekämpft werden wollen. Wir sehen uns heute drei Unternehmen an, die viel Potential haben.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026 , DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013 , FORMYCON AG | DE000A1EWVY8
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Inhaltsverzeichnis:
"[...] Wir wollen uns an Unternehmen beteiligen, die oftmals an lebensverlängernden oder -rettenden Innovationen arbeiten und auf die Privatanleger sonst keinen Zugriff hätten. [...]" Hans Hinkel, CEO/COO, BioTec CCI AG
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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BioNTech – Aktie gibt trotz guter Nachrichten nach
Laut Karl Lauterbach schwappt gerade eine Sommer-Coronawelle durch Deutschland und er empfiehlt eine vierte Impfung. Die Zahlen steigen aufgrund der neuen Variante BA.5. In Portugal, wo es die höchste Impfquote in Europa gibt, ist die Zahl der Corona Fälle drastisch gestiegen. Ideale Voraussetzungen für BioNTech, die ihren Durchbruch mit dem Covid-19 Impfstoff geschafft haben. Am 15. Juni gab die EU-Arzneimittelbehörde EMA grünes Licht für das schnelle Prüfverfahren beim auf Omikron angepassten Impfstoff der Mainzer. In den USA hat sich das Beratergremium für eine Zulassung des Impfstoffs für Kinder zwischen 6 Monaten und 5 Jahren ausgesprochen.
Doch auch abseits vom Corona Virus arbeitet das Unternehmen auf Hochtouren. Man versucht Immuntherapien gegen Krebs und andere Infektionskrankheiten zu entwickeln. Die Chancen sind dabei besser denn je, denn der Corona Impfstoff hat die Tür für die mRNA-Technologie geöffnet. Aktuell laufen 20 klinische Studien zu 16 Produktkandidaten im onkologischen Bereich. Zuletzt gab es positive Phase-1 Daten von der mRNA-basierten individualisierten Neoantigen-spezifischen Immuntherapie bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dank der hohen Gewinne aus dem Corona Impfstoffgeschäft sind die Forschungs- und Entwicklungsausgaben für die kommenden Jahre gesichert.
Die langfristig guten Aussichten helfen den Aktien momentan gar nicht. Zuletzt sackte die Aktie um 20 EUR ab auf aktuell 129,95 EUR. Damit befindet sich der Wert innerhalb der Seitwärtsphase, die seit März zwischen 111,30 EUR und 170,00 EUR aufgebaut wurde. Auch die Analysten sind seit Anfang Mai zurückhaltender und stufen die Aktie auf Halten. Goldman Sachs, JP Morgan und Jeffries sehen Kursziele zwischen 175,00 und 220,00 EUR. Glaubt man an ein erneutes Aufflammen der Corona Pandemie, könnte sich ein erster Einstieg lohnen. Langfristig hat das Unternehmen viele Produktkandidaten im Köcher.
Defence Therapeutics – gute Ergebnisse beim Krebsimpfstoff
Das kanadische Biotech-Unternehmen Defence Therapeutics hat die Accum-Wirkstoffverstärkerplattform entwickelt und patentieren lassen. Diese Plattform kann zugelassene Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC) optimal in die krankhaften Zellen einschleusen und erzielt so eine Wirkung, die bis um das 10-fache über herkömmlichen ADC-basierten Medikamenten liegt. Mit dieser Technologie wird die Herausforderung gemeistert, dass Krankheiten wie beispielsweise Krebs die Wirkung der ADCs durch Endosomeneinschluss blockieren. Durch Accum werden die ADCs bis in den Zellkern getragen und entfalten erst dort ihre Wirkung. Bei Tests an Mäusen mit Krebserkrankungen des lymphatischen Gewebes konnten 70% der Versuchstiere geheilt werden.
Am 25. Mai gab das Unternehmen entsprechend bekannt, dass die Studie zum Krebsimpfstoff AccuVAC-D001 erfolgreich abgeschlossen wurde. CEO Plouffe zeigte sich erfreut: „Damit zeigen Defence und seine Technologie den Weg für die zukünftige Entwicklung von universellen therapeutischen Krebsimpfstoffen und Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten auf“. Gelingt die Übertragung auf den Menschen könnte diese Impfung einen Schutz gegen Tumorbildung bieten. Auch im Bereich Brustkrebs gab es bereits positive Ergebnisse. Mit dem ADC Kadcyla konnte nachgewiesen werden, dass die Accum-Technologie die Wirksamkeit bei dem Kampf gegen Brustkrebszellen verstärkt. Eine klinische Phase-1 Studie ist in Vorbereitung.
In der Produktpipeline befindet sich zudem ein Covid-Impfstoff, der bei Nagetieren zu einem hohen Schutz geführt hat. Die Antikörper blieben 16 Wochen nachweisbar. Auch hier werden vorklinische Studien und die Phase-1 vorbereitet. Vor allem der Markt für Immun-Onkologie soll in den kommenden 5 Jahren deutlich wachsen. Allein der Impfstoffmarkt wird bis 2027 bis auf rund 105 Mrd. USD anwachsen. Die Aktie wurde vom Gesamtmarkt mit in die Tiefe gerissen. Lag der Kurs im vergangenen September noch bei 8,15 Kanadischen Dollar (CAD), so kann man heute einen Anteilsschein für 2,07 CAD erwerben. Damit liegt man nur knapp über der Erstnotiz der Aktie bei 1,75 CAD, obwohl die bisherigen Ergebnisse für das Unternehmen sprechen.
Formycon – gute Nachrichten im Mai
Die Formycon AG entwickelt und vermarktet Biosimilar-Produkte. Was sind Biosimilars? Eine Art von Generika, allerdings werden diese Pharmazeutika in lebenden Zellen hergestellt und nicht chemisch produziert. Dabei werden Bio-Medikamente nachgeahmt, wenn deren Patent ausgelaufen ist. Der Fokus liegt auf Therapien in der Ophthalmologie und Immunologie sowie chronischen Erkrankungen. Die Hauptmärkte sind die EU, Großbritannien, USA, Kanada, Japan und Australien. Das Ziel des Unternehmens ist die Versorgung von kranken Menschen mit hochwertigen und effektiven Medikamenten, die noch dazu erschwinglich für die Patienten sind.
Im Mai wurden die Weichen für die Zukunft des Unternehmens gestellt. Am 10. Mai übernahm man den Biosimilar Kandidaten FYB202 (Ustekinumab) vollständig und 50% von FYB201 (Ranibizumab), sowie die Bioeq GmbH von Athos KG, dem Family Office von den Hexal-Gründern Strüngmann. Damit ist die Athos KG gleichzeitig mit 26,6% größter Anteilseigner an Formycon. Am 17. Mai erhielt das Unternehmen die Zulassung für FYB201, ein Biosimilar für Lucentis, in Großbritannien. Den Vertrieb vor Ort wird Teva Pharmaceutical Industries übernehmen. Zwei Tage später wurde der langjährige COO Dr. Stefan Glombitza zum CEO berufen. Als Chief Business Officer und Chief Scientific Officer wurden Nicola Mikulcik und Dr. Andreas Seidl vorgestellt.
Damit ist man für ein zukünftiges kommerzielles Wachstum gut aufgestellt. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 41,7 Mio. EUR. Durch die vorgenommenen Änderungen sollte sich dieses Ergebnis deutlich steigern lassen. Auch die Liquidität ist mit rund 36 Mio. EUR zum Jahresende 2021 ordentlich. Die Analysten von Alster Research haben ihr Kursziel nach den Nachrichten auf 90 EUR angehoben und auch die Bernecker Redaktion hält dreistellige Kurse für machbar. Aktuell notiert die Aktie in dem schwachen Marktumfeld bei 71,70 EUR. Der nächste Support wartet bei 70,30 EUR.
Gerade in Zeiten hoher Unsicherheiten reagieren die Börsen nicht immer rational und dann kommen auch große Titel einmal unter die Räder. Das ist jetzt bei BioNTech passiert. Das Unternehmen wird dieses Jahr erneut viel Geld verdienen, aber das spiegelt sich im Aktienkurs nicht wieder. Defence Therapeutics haben mit Accum eine innovative Plattform geschaffen, die sehr gut skalierbar ist. Das wurde im vergangenen Jahr auch vom Markt honoriert. Doch momentan wird der gesamte Biotech-Markt in die Tiefe gerissen. Formycon schlägt sich aktuell von allen drei Unternehmen am besten, weil es dabei ist den Schritt zur Kommerzialisierung zu schaffen. Hier winken in Zukunft Gewinne.
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Lexikon:
- Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
- Family Office – Eine Gesellschaft, die das private Großvermögen der Eigentümerfamilie verwaltet, ist ein Family Office.
- Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.
- Patent – Der rechtliche Schutz einer technischen Erfindung ist ein Patent.