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31.05.2022 | 04:44

Biotech-Aktien im Check: BioNTech, NervGen, MorphoSys, Valneva

  • Biotech
  • Impfstoffe
  • Pharma
Bildquelle: pixabay.com

Der erste Abverkauf der Biotech-Aktien scheint verdaut. Mit dem NASDAQ-Dreh von letzter Woche zieht nun wieder Frühlingsluft durch die Börsensäle. Denn vielen Investoren wird bewusst, dass angesichts einer Vielzahl von neuen Krankheiten ein großer Forschungsaufwand nötig ist, um die Menschheit vor den aufkeimenden Gefahren zu schützen. Die Finanzierung über die Börse fiel den Biotech-Giganten in der letzten Pandemie entsprechend leicht, denn Anleger witterten im Erfolgsfall große Gewinne. Dieses Bild dürfte sich in der nächsten Bewegung wiederholen. Wo liegen die aktuellen Chancen im Bio-Pharma-Sektor?

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: NERVGEN PHARMA CORP | CA64082X2032 , BIONTECH SE SPON. ADRS 1 | US09075V1026 , VALNEVA SE EO -_15 | FR0004056851 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003

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Inhaltsverzeichnis:


    Bill Radvak, CEO, NervGen Pharma
    "[...] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es viele verschiedene Heilungsprozesse gibt, die uns sehr zuversichtlich stimmen, dass unser Medikament die Fähigkeit hat, vielen Millionen Menschen mit einer Vielzahl von Ursachen für Schäden am Nervensystem zu helfen. [...]" Bill Radvak, CEO, NervGen Pharma

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    BioNTech und Valneva – Der Impfstoff hat als Alleinstellungsmerkmal ausgedient

    Nach erfolgreicher Eindämmung der Corona-Pandemie müssen sich die Impfstoffhersteller nun neuen Themen zuwenden, um ihren Anlegern eine griffige Wachstums-Story zu präsentieren. Denn Corona hat mit der letzten Omikron-Variante seine Schrecken verloren. Auch die Impfquoten werden sich nicht mehr signifikant nach oben bewegen, denn die Menschen haben nun gelernt, mit dem Virus umzugehen. Damit stellen sich die Chancen für die Ex-Börsenlieblinge unter neuem Licht dar.

    Bei BioNTech verzeichnet die Kursentwicklung zwar einen 60%-Absturz von oben, dennoch erscheint die Aktie nun mit einem KGV 2022e von 5 recht günstig. Den Mainzern wird von Investorenseite wohl deutlich mehr zugetraut, als vielen anderen Protagonisten. Sie entwickelten gemeinsam mit dem US-Riesen Pfizer den Impfstoff Comirnaty und verdienten auch noch im ersten Quartal prächtig daran. Mit 6,4 Mrd. EUR setzte das Biotech-Unternehmen fast dreimal so viel um, wie im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn legte zwar von 1,1 auf 3,7 Mrd. EUR zu, aber es bestehen Zweifel für die nächsten Quartale, denn die Bestellungen der Regierungen sind wohl weitestgehend eingepreist.

    Im Fall von Valneva ist die Lage ein wenig schwieriger zu beurteilen, denn hier handelt es sich um einen klassischen Nachzügler mit starkem Wettbewerb. Zwar akzeptierte die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Zulassungsantrag für das Corona-Vakzin VLA2001 mittlerweile, ein neuer EU-Lieferauftrag wurde aber noch nicht erteilt. Es gibt noch ein zweites aussichtsreiches Produkt gegen die Krankheit Chikungunya, eine Viruserkrankung, die durch Mücken übertragen wird. Bisher gibt es laut Angaben von Valneva keine wirksamen Behandlungen beziehungsweise vorbeugende Impfstoffe gegen diese Krankheit. Das könnte in diesem Bereich eine Pole-Position einbringen.

    Dennoch, sowohl BioNTech als auch Valneva sind charttechnisch angeschlagen. Wenn die Korrektur im Sektor beendet ist, bevorzugen wir für ein Neu-Investment den Standardwert BioNTech. Für Valneva dürften sich aktuell wohl nur noch Spekulanten interessieren.

    NervGen Pharma – Forschung am menschlichen Nervensystem

    Das kanadische Unternehmen NervGen Pharma Corp. aus Vancouver konzentriert sich auf das menschliche Nervensystem. Hauptanwendungsgebiete sieht man in den Indikationen Alzheimer, Multiple Sklerose und andere Rückenmarksverletzungen sowie der Volkskrankheit Schlaganfall. Für die Entwicklung und den Aufbau des Unternehmens blickt man auf die herausragenden Arbeiten von Dr. Jerry Silver zurück. Er hat in den 1990er Jahren Technologien entwickelt, die heute kurz vor dem therapeutischen Durchbruch stehen.

    Jüngst gab es von den Zulassungs-Behörden eine Freigabe für eine Erhöhung der Vergabedosis in der aktuellen Phase-1-Studie des Wirkstoffs NVG-291. Ein gutes Zeichen, denn solch eine Risikoerhöhung ist nur möglich, wenn man bereits erste positive Nachweise liefern kann. Der Ansatz von NervGen klingt bahnbrechend, denn die therapeutischen Ansätze basieren auf einem Molekül, das den natürlichen Heilungsprozess wieder ermöglicht, obwohl körpereigene Stoffe die Vernarbung begünstigen. Im positiven Fall startet der Erneuerungsprozess im Nervengewebe an der alten Vernarbung, die zuvor den Endpunkt der Heilung dargestellt hatte.

    In der ersten Hälfte des Jahres 2023 soll eine Phase II-Studie für Multiples Sklerose (MS) starten. In einem jüngsten Interview beschrieb Chairman Bill Radvak Beobachtungen in Tierversuchen, wo bei Schlaganfällen auch Stammzellen in die geschädigten Nervenbereiche vordringen und die Heilung begünstigen. Das klingt doch gut. Die Notizaufnahme an der NASDAQ soll noch in 2022 umgesetzt werden, derzeit ist NervGen an der TSX und in Frankfurt handelbar. Noch ist der Handel dünn, aber die Umsätze werden sich mit der US-Notiz vermutlich stark erhöhen.

    MorphoSys – Das könnte zur Rallye ausarten

    Das deutsche Biotech-Unternehmen MorphoSys hat eine lange Verluststrecke hinter sich. Vom Top verlor die Aktie ganze 90% auf 16,50 EUR - dann setzte eine starke Gegenbewegung ein. Mutige Anleger konnten in den letzten zwei Wochen schon 25% Anstieg mitnehmen, nun stellt sich die Frage wie es weiter geht? Fakt bleibt, dass MorphoSys eine Aktie mit einer starken Shortquote ist, die sich in der Spitze auf 15% des ausstehenden Kapitals entwickelt hatte. Aktuell sinkt diese wieder sukzessive, denn Hedgefonds wollen ungern auf dem falschen Fuß erwischt werden.

    Fundamental bleiben die Kostenbelastungen durch die Übernahme von Constellation Pharma erst mal hoch, sie legen im ersten Quartal von 33,3 auf 65,0 Mio. EUR zu. Der Umsatz sank analog von 47,2 auf 41,5 Mio. EUR. Im Vorjahr gab es allerdings eine Meilensteinzahlung von Glaxo über 16 Mio. EUR. Summa summarum gibt es bei MorphoSys zum Jahresauftakt einen Verlust von 122,7 Mio. EUR zu verbuchen, die liquiden Mittel gingen deshalb von 976,9 auf 846,9 Mio. EUR zurück. Mit dem spitzen Bleistift gerechnet, notiert die Aktie aktuell immer noch mit 180 Mio. EUR unter Cash. Die jüngste Hauptversammlung für das Jahr 2021 verlief gut, alle vorgeschlagenen Punkte wurden von den Aktionären abgesegnet.

    Deutlich verbessert hat sich nun das technische Gesamtbild. Das Plus der letzten Tage bringt die Aktie nämlich näher an eine wichtige charttechnische Hürde heran. Dieser maßgebliche Wendepunkt liegt bei knapp 21 EUR. Der gestrige Börsenschluss lag einen Tick über dieser Linie, daher versprechen die nächsten Tage Hochspannung. Bleiben sie auf der Lauer, bei einem bestätigten Ausbruch geht es rasend schnell. Legen sie sich bei aktuellem Kurs ein paar Stücke zur Seite.


    Biotech-Aktien haben eine große Ausverkaufswelle hinter sich. Nun gilt es die Perlen zu finden, denn eine Abwärtsbewegung wärt nicht ewig. Für BioNTech und MorphoSys mehren sich die positiven Zeichen. NervGen ist mit seiner Pipeline eine sehr gute Chance an fortwährenden Zukunftsthemen zu profitieren, achten sie daher genau auf den Newsflow der nächsten Wochen.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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