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19.07.2023 | 04:44

Cannabis 3.0 – werden jetzt Gewinne gemacht? Canopy und Tilray unter Druck, Cantourage Group super positioniert

  • Cannabis
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  • Medizin
Bildquelle: pixabay.com

Seit einigen Tagen macht ein lang vernachlässigtes Börsen-Segment wieder auf sich aufmerksam: Die Cannabis-Branche. Die nordamerikanischen Branchen-Protagonisten Canopy und Tilray haben zuletzt wieder einige Börsenumsätze auf sich gezogen, doch die Skepsis ist weiterhin groß. Denn wer sich anlegerseitig nicht rechtzeitig verabschiedet hatte, musste in den letzten 2 Jahren rund 95 % des Einsatzes abschreiben und Experten vermuten, dass die Neubewertung der ehemaligen Highflyer noch nicht abgeschlossen ist. Wir richten einen Blick auf die nebulöse Szenerie der Hanf-Spekulation.

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: CANOPY GROWTH | CA1380351009 , TILRAY INC. CL.2 DL-_0001 | US88688T1007 , CANTOURAGE GROUP SE | DE000A3DSV01

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Inhaltsverzeichnis:


    Tripp Keber, Co-Founder, Dixie Brands, Inc.
    "[...] Die aktuelle Gelegenheit, die wirklich global und spezifisch für die USA oder Kanada ist, ist unglaublich spannend. [...]" Tripp Keber, Co-Founder, Dixie Brands, Inc.

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    Der Cannabis-Markt 3.0 – Darauf kommt es jetzt an

    Der börsengelistete Cannabis-Sektor hatte zwischen 2018 und 2021 seine Blütezeit. Hunderte junger Unternehmen strebten an die nordamerikanischen Börsen, ein nie dagewesenes Eldorado von Geschäftsmodellen und Finanzierungswilligen traf sich zur angesagten Cannabis-Party. Ganze 3 Mrd. USD konnten gelistete und noch zu listende Unternehmen damals einsammeln, die Hoffnung der jungen Gründer und Investoren bestand in einer zügigen Öffnung und Legalisierung der Märkte für den medizinischen Gebrauch und später den freien Genuss von Marihuana (THC). Doch es kam anders als von vielen erwartet.

    Cannabis ist bis heute zwar in mehreren Ländern entkriminalisiert, doch legalisiert ist es nur in einigen Staaten. Derzeit haben Portugal, die Niederlande, Spanien, die Schweiz, Russland, Tschechien, Belgien und Jamaika Regelungen getroffen, welche sowohl den Konsum als auch den Besitz und Anbau von Cannabis in kleinen Mengen maximal als Ordnungswidrigkeit ahnden. In den USA ist Cannabis in einigen Staaten wie z. B. Kalifornien völlig legalisiert, in anderen wie z. B. Texas jedoch gänzlich verboten. Während der medizinische Gebrauch langsam Schule macht, ist die Verwendung als Rauschmittel und der Anbau für Eigenzwecke weiterhin umstritten.

    Für die Protagonisten der Cannabisbranche konnte es eigentlich nicht schlimmer kommen, denn neben den hohen Investitionen in Produktions-Fazilitäten hatte sich die Branche auf eine schnelle Freigabe des Themas fixiert. Nicht endende öffentliche Debatten und eine verbleibend unsichere Gesetzeslage hat viele Geschäftsmodelle letztlich zum Einsturz gebracht und über 90 % des investierten Kapitals vernichtet.

    Canopy Growth und Tilray – Große Investitionen, horrende Abschreibungen

    Die wohl bekanntesten Vertreter aus Übersee sind Canopy Growth Corp. und Tilray Brands Inc. Sie liegen auf 12-Monats-Performancesicht mit 85 bzw. 56 % im Minus. Während Canopy von knapp 20 Mrd. EUR auf etwa 200 Mio. EUR Bewertung abgesunken ist, erreicht Tilray mit 970 Mio. EUR immer noch knapp eine Milliarde an Börsenwert.

    Beide Unternehmen verändern ihre Konzern- und Investitionsstruktur derzeit stark. Während Canopy ausstehende Kredite in immer mehr umlaufende Aktien tauscht, hat Tilray jüngst den Mitbewerber Hexo für rund 56 Mio. USD übernommen. Während Canopy eher auf der Erzeugerseite tätig ist, befasst sich Tilray schwerpunktmäßig mit den nachgelagerten Konsumentenmärkten. Canopy könnte laut Expertenschätzungen in 2023 einen Umsatz von rund 350 Mio. CAD erzielen, bei Tilray könnten es rund 600 Mio. USD sein. Wären die Gesellschaften nicht so stark verschuldet und andauernd gezwungen teuer eingekaufte Beteiligungen abzuschreiben, könnte man nach Jahren der Restrukturierung tatsächlich bessere Zeiten erwarten. Der geduldige Investor verzichtet aber wegen der hohen Restrisiken auf die ersten 30 % Anstieg und kauft sich dann ein, wenn die Branche auch regulatorisch einen Boden unter den Füßen bekommt. Technisch gibt es derzeit noch keine Einstiegssignale.

    Der Chart zeigt den dramatischen Abverkauf der Cannabis-Werte seit dem Hoch des Sektors in 2021. Vor 5 Jahren lagen die Bewertungen noch wesentlich höher. Quelle: Refinitiv Eikon vom 17.07.2023

    Cantourage Group SE – Wohl überlegt zur richtigen Zeit

    Blickt man nach Deutschland, so meldete sich im November 2022 die Cantourage Group SE als Börsenneuling mit einer Startbewertung von rund 70 Mio. EUR zu Wort. Bereits 2018 gegründet, kann das Berliner Unternehmen heute als ein führendes europäisches Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb von Medizinpräparaten und Arzneimitteln auf Basis von Cannabis bezeichnet werden. Denn die Gründer Norman Ruchholtz, Dr. Florian Holzapfel und Patrick Hoffmann zählen mit ihren Vorgängergesellschaften zu den Pionieren der deutschen Cannabis-Szene.

    Das Geschäftsmodell ist einfach und kompliziert zugleich. Denn mit der Mitte 2021 gestarteten Plattform "Fast Track Access" ermöglicht es Cantourage, Produzenten aus aller Welt, schneller und leichter auf den europäischen Markt für medizinisches Cannabis vorzustoßen. Zu diesem Zweck verarbeitet man Cannabis-Rohmaterial sowie Extrakte und vertreibt sie über Apotheken und Apo-Online-Shops. Cantourage stellt für die Abnehmerseite dabei stets die Einhaltung der höchsten europäischen pharmazeutischen Qualitätsstandards sicher. Operativ konnten die Berliner im ersten Quartal mit einem Umsatz von rund 4,8 Mio. EUR erstmalig einen homöopathischen Gewinn von 0,1 Mio. EUR erwirtschaften, im Gesamtjahr 2022 fiel noch ein Verlust über 2,4 Mio. EUR an. Verbesserte Einkaufsprozesse- und eine gute Konditionenpolitik haben die positive Entwicklung unterstützt.

    Cantourage zeigt nach 6 Monaten Börsenpräsenz, dass man bereits jetzt mit Medizinalcannabis profitabel wirtschaften kann und nicht auf die etwaige Legalisierung von Cannabis angewiesen ist. Gleichwohl würden durch die starke Marktpräsenz schnell gewaltige Absatzpotenziale entstehen, wenn der Freizeitmarkt gesetzlich geöffnet wird. Schätzungen gehen derzeit von einem Gesamtmarkt von 200.000 bis 400.000 Cannabis-Patienten in Deutschland aus, die neben vielen anderen Anbietern auch auf Produkte von Cantourage zurückgreifen können. Derzeit muss der Patient seine Rezepturen noch selbst bezahlen, Ausnahmen gibt es nur für palliative Fälle oder bei attestierten chronischen Leiden. Im Freizeitbereich könnte man in Deutschland wohl rund 5 % der Bevölkerung adressieren.

    Bei der Prognose hält sich das Management noch zurück, ein sattes zweistelliges Wachstum ist aber in der heutigen Aufstellung möglich. Eine Expansion in die Schweiz und nach Österreich wird für die Zukunft in den Raum gestellt. Die Research-Experten der NuWays AG erwarten nach 14 Mio. EUR in 2022 im laufenden Jahr einen Umsatz von 30,7 Mio. EUR, in 2024 soll er auf 56,1 Mio. EUR klettern. Das führt zu kleineren Gewinnen von 0,01 bzw. 0,15 EUR je Aktie. Die Analysten bewerteten die Gesellschaft zuletzt mit „Buy“ und einem 12-Monats-Kursziel von 12 EUR.
    Man sollte den Wert schnellstens auf die Watchlist setzen, denn die in 2021 angetretene Ampel-Regierung hat eine Legalisierung von Cannabis während ihrer Amtszeit angekündigt. Der neue Referentenentwurf bezüglich einer wegfallenden Einstufung nach dem Betäubungsmittelgesetz würde das Geschäftsmodell von Cantourage unterstützen. Eine kleine Kapitalerhöhung ohne Teilnahme der Altaktionäre könnte dem wenigen Freefloat etwas auf die Beine helfen. Wegen geringer Umsätze derzeit noch unbedingt limitieren.

    Der Chart zeigt den Kursverlauf der Cantourage Group SE seit Jahresbeginn. Wegen des geringen Freefloats entwickelt sich der Börsenkurs noch eher zufällig. Im Laufe des Jahres soll die Liquidität in der Aktie erhöht werden. Quelle: Refinitiv Eikon vom 14.07.2023

    Eine Investition in den Cannabis-Sektor ist von hoher Volatilität geprägt. Die bekanntesten Titel Canopy und Tilray schwanken unter hohen Umsätzen oft täglich mit zweistelligen Raten. Diese Beobachtung trifft auf die noch schlummernde Cantourage-Aktie nicht zu. Wer hier investiert, beteiligt sich an einem funktionierenden Geschäftsmodell mit guten Zukunftschancen und sollte wegen der schleppenden Gesetzgebung einen langfristigen Investitionsansatz mitbringen.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

    Mehr zum Autor



    Lexikon:

    1. Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
    2. Kapitalerhöhung – Erhöhung des Eigenkapitals eines Unternehmens
    3. Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.

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