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16.11.2022 | 04:44

Das hat gesessen! Roche und Morphosys scheitern mit Alzheimer-Studie, Bayer und Defence Therapeutics steigen immer weiter

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Bildquelle: pixabay.com

Für Biotech-Aktien ist es üblich, dass mehrmals im Jahr neben Zahlen auch Studienergebnisse veröffentlicht werden. Da es bei diesen Werten fundamental meistens nur Aufwendungen und wenig Umsatz zu berichten gibt, konzentrieren sich die Analysten auf die klinischen Erfolge im Wege einer Studie zur Zulassung neuer Wirkstoffe. Das kann manchmal zu erratischen Kursbewegungen führen. So erging es Anfang der Woche Roche und Morphosys, die Kurse rauschten mit schlechten Nachrichten erstmal in den Keller. Wir blicken auf einen heißen Sektor.

Lesezeit: ca. 4 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013 , BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003 , ROCHE HLDG AG GEN. | CH0012032048

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Inhaltsverzeichnis:


    David Elsley, CEO, Cardiol Therapeutics Inc.
    "[...] Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, sich mit den zugrunde liegenden Gesundheitszuständen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu befassen, und hat dazu geführt, dass der Herzgesundheit auf breiterer Ebene Priorität eingeräumt wird. [...]" David Elsley, CEO, Cardiol Therapeutics Inc.

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    Roche und Morphosys – Rückschlag in der Alzheimer-Forschung

    Vor der Jahrtausendwende hatten die deutschen Börsensäle nur vier Stunden von 09:30 bis 13:30 Uhr geöffnet. In dieser Zeit gab es auch noch den Telefonhandel unter Banken und Broker. Im Falle von sehr positiven oder negativen Nachrichten wurden die betreffenden Titel mit Plus oder Minus angekündigt, das Ganze mit bis zu drei Stufen. Gestern wäre Morphosys mit 3-fach Minusankündigung in den Markt gestartet, was in früheren Kategorien eine Bewegung von mehr als -15% vorhersagte. Die Aktie startete mit -17% und landete am Abend bei -32%, Roche kam mit 6% Abschlag davon.

    Die entscheidende Meldung gab es zum Alzheimer-Hoffnungsträger Gantenerumab. Auch im zweiten Anlauf hat das Hoffnungsmedikament die Erwartungen an die letzte Studie nicht erfüllt. Nach dem großen Studienerfolg von Biogen mit dem Produkt Lecanemab keimte auch bei den Investoren von Roche und seinem Forschungspartner Morphosys wieder etwas Hoffnung auf, dass das Konkurrenzmedikament Gantenerumab es vielleicht doch noch auf den Markt schaffen könnte. Doch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Wie Roche nach der klinischen Testphase berichtet, hat Gantenerumab die primären Endpunkte des zulassungsrelevanten Phase-III-Programms "GRADUATE" nicht erreicht. Auch Morphosys ist von dem Rückschlag hart getroffen, denn nun bleiben die Tantiemen nach einem erhofften Produkt-Launch aus. Bei einem Blockbuster-Medikament kann der Umsatz schnell Milliardenhöhen erreichen, für Morphosys also mögliche zweistellige Millionenerträge, die nun nicht vereinnahmt werden können.

    Nun dreht sich für die Münchener alles um die beiden Krebsmittel Monjuvi und Pelabrisib. Und hier läuft es im Umsatz auch eher holprig, von Gewinnen spricht man erst ab 2025. Charttechnisch sucht Morphosys Halt bei ca. 14,5 EUR, die Marktkapitalisierung von 480 Mio. EUR entspricht aktuell nur noch dem ausgewiesenen Cash-Bestand. Morgen kommen die Q3-Zahlen auf den Tisch. Spannend!

    Defence Therapeutics – Mit mRNA und der ACCUM-Technologie gegen Krebs

    Der kanadische Biotech-Spezialist Defence Therapeutics (DTC) hat mit seiner ACCUMTM-Plattform eine patentierte Technologie entwickelt, welche in der aktuellen Krebsforschung große Hoffnung macht. Mit demokratischer Mehrheit im Senat kann die „Cancer Moonshot“-Initiative nun beherzt weiterlaufen, denn Donald Trump hatte im Falle einer Regierungsveränderung mit Einschränkungen im Gesundheitsbereich gedroht. Mit dem „Inflation Reduction Act“ (IRA) sind auch Investitionen in Pharma und Life Science verbunden, US-Patienten können also wieder auf Forschungsmittel der Regierung hoffen. Die Ansätze haben auch beim Nachbarn Kanada Gehör gefunden.

    Die Verbindung der mRNA-Technologie mit modernen Verfahren der Verabreichung an betroffene Zellen ist ein wirklicher Fortschritt innerhalb der jüngsten Forschung. Sie entstammte dem Kampf gegen die COVID-Pandemie, welche viele Biotech-Unternehmen in eine neue Richtung lenkte. Das wertvolle Wissen lässt sich nun gegen den großen Feind „Krebs“ nutzen. Defence Therapeutics präsentierte zuletzt die AccuTOXTM-Formulierung, sie ist eine ACCUMTM-Variante für die intratumorale Verabreichung. Der Einsatz dieses Präparats in Verbindung mit verschiedenen Immuncheckpoints führt zu einer beträchtlichen Heilungsrate. Auf molekularer Ebene hemmt AccuTOXTM mehrere wesentliche zelluläre Signalwege, die von Tumoren genutzt werden, wie beispielsweise DNA-Replikation, Zellteilung, Zellintegrität und verschiedene Modifikationen, die das Genom betreffen.

    Laut jüngsten Ergebnissen von Precedence Research wird der Markt für mRNA-Therapeutika bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf über 128 Mrd. USD anwachsen. Die durchschnittliche jährliche Steigerungsrate liegt bei über 13% (CAGR). Das zuständige Paul-Ehrlich-Institut rechnet damit, dass es in Deutschland in etwa fünf Jahren eine erste Zulassung für mRNA-Impfstoffe gegen Krebs geben wird. Aktuell werden 17 klinische Studien gegen Lungen-, Prostata- oder Hautkrebs dazu durchgeführt. Defence Therapeutics ist einer der innovativsten Protagonisten und dürfte im Sektor daher ganz vorne mitspielen. Das zeigt sich auch am Aktienkurs, dieser hat im Oktober seine Bodenbildung abgeschlossen und strebt nun weiter nach oben. Im Vergleich zur Branche ist die DTC-Aktie mit einer Bewertung von ca. 76 Mio. EUR noch niedrig bewertet.

    Bayer – Das sieht doch schon ganz gut aus

    Bayer ist einer der deutschen Aushängeschilder für die Krebsforschung. Bereits 2020 ist das Unternehmen als Unterstützer in die Nationale Dekade gegen Krebs aufgenommen worden. Die Pharmasparte setzt sich speziell für die Entwicklung der Präzisionsonkologie ein, denn sie profitiert von den großen Fortschritten auf dem Gebiet der Molekulardiagnostik. So ermöglicht die Sequenzierung der nächsten Generation den Nachweis von Genomveränderungen, die das Wachstum eines Tumors fördern und liefert wichtige Informationen darüber, wie wahrscheinlich ein Patient auf eine Behandlung ansprechen wird.

    Für Bayer sind der Pharma und Health-Sektor nach wie vor die Ertragsperle im Konzern. In den letzten neun Monaten verdiente man hier 5,6 Mrd. EUR (EBITDA). Neben der Pharma-Sparte kommt zunehmend Rückenwind aus dem Agrarbereich, Schub erzeugten dabei vor allem die höheren Preise beim Unkrautvernichter Glyphosat. Die Belastungen aus den schwebenden Gerichtsverfahren reduzierten sich sukzessive, so kletterte das bereinigte Betriebsergebnis im 3. Quartal um gut 17% auf rund 2,45 Mrd. EUR, man übertraf damit die Analystenschätzungen deutlich. Der Umsatz stieg um mehr als 15% auf knapp 11,3 Mrd. EUR, währungsbereinigt stand damit ein Plus von 5,7% zu Buche. "Wir erwarten ein ausgesprochen starkes Geschäftsjahr", sagte Vorstandschef Werner Baumann. Die Börse feierte das gute Datenwerk und schickte die Bayer-Aktie in nur vier Wochen um 17% nach oben. Mit einem geschätzten 2023e KGV von 6,7 und 4,7% Dividendenrendite hat der Wert noch Luft.


    Die Börse reagiert derzeit auf jede Veröffentlichung von Daten mit eratischen Bewegungen. Roche und Morphosys enttäuschten und wurden gen Süden geschickt, Bayer und Defence Therapeutics überzeugen derzeit eher auf der Oberseite. Deshalb ist Diversifikation ein guter Berater, wenn man sich vor starken Schwankungen im Depot schützen will.


    Interessenskonflikt

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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

    Mehr zum Autor



    Lexikon:

    1. Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
    2. Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.

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    Im Oktober letzten Jahres war das einstige deutsche Biotech-Vorzeigeunternehmen MorphoSys am Boden. Die Aktie war von 146,30 EUR bis auf 14,52 EUR abgesackt. Das galt auch für den gesamten Biotech-Sektor, der unter den gestiegenen Zinsen litt. Doch die Voraussetzungen haben sich geändert. Novartis übernimmt aller Voraussicht nach MorphoSys für 68 EUR je Aktie. Ein Milliardendeal genau wie die Partnerschaft zwischen Boehringer Ingelheim und Ochre Bio, die einen Wert von bis zu 1 Mrd. USD hat. Die beiden Parteien wollen sich chronischen Lebererkrankungen widmen und diese mittels der Regenerationsfähigkeit des Organs bekämpfen. Wie sieht es bei anderen Pharma- und Biotech-Unternehmen aus? Wir haben uns drei interessante Kandidaten herausgesucht.

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