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18.09.2023 | 04:45

Unfassbar! Finger weg von KI, Biotech im Rebound! Bayer, Defence Therapeutics, Morphosys

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Bildquelle: pixabay.com

Der große Herbst-Verfall ist nun über die Bühne gegangen. Immer ein schwieriger Termin, aber diesmal verlief das sogenannte „Triple Witching“ relativ geräuschlos. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss auf ihrer ersten Zinssitzung nach der Sommerpause, die Schlüsselsätze wie im Juli erneut um einen Viertelprozentpunkt auf 4,00 nach zuvor 3,75 Prozent zu erhöhen. Gleichzeitig senkte sie ihre Inflationsprognose für 2025 und den Ausblick für das wirtschaftliche Wachstum der Euro-Zone für die Jahre 2023 bis 2025. Die ökonomischen Risiken mehren sich, jedoch bleibt für das Zinsniveau die Inflation schlagend. Die Erwartung, dass die US-Notenbank FED bei ihrer nächsten Sitzung am Mittwoch eine Zinspause einlegt, sorgte aber wieder für zuversichtliche Stimmung. Große Verlierer waren in der letzten Woche die zuletzt favorisierten KI-Titel Nvidia, Microsoft und C3.ai. Im Steigflug begriffen ist aber neuerdings wieder der Biotech-Sektor. Wo liegen die Chancen für Investoren?

Lesezeit: ca. 5 Min. | Autor: André Will-Laudien
ISIN: DEFENCE THERAPEUTICS INC | CA24463V1013 , BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 , MORPHOSYS AG O.N. | DE0006632003

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Inhaltsverzeichnis:


    David Elsley, CEO, Cardiol Therapeutics Inc.
    "[...] Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, sich mit den zugrunde liegenden Gesundheitszuständen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu befassen, und hat dazu geführt, dass der Herzgesundheit auf breiterer Ebene Priorität eingeräumt wird. [...]" David Elsley, CEO, Cardiol Therapeutics Inc.

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    Morphosys – Das ist ein Paukenschlag

    Eine lange Durststrecke musste das Münchener Biotech-Unternehmen Morphosys durchleben. Bis auf 11,82 EUR ging es im Dezember 2022 nach unten. Viele Hedgefonds trommelten auf den Kurs ein, die Shortquote in der Aktie erreichte in der Spitze knapp 15 %. Grund waren damals die schleppenden Umsätze des Krebsmittels Monjuvi, eine verpatzte Studie im Bereich Alzheimer mit dem Partner Roche sowie der Rücktritt des CFO Sung Lee.

    Ein Analysehaus, das damals sehr skeptisch argumentierte und Morphosys auf „Verkaufen“ stufte, war Goldman Sachs. Das Kursziel mit 12,50 EUR ist dann auch sehr schnell auf dem Kurszettel aufgetaucht. Letzte Woche war es das gleiche Investmenthaus, das nun deutlich bessere Perspektiven erwartet und das Rating von „Sell“ auf „Neutral“ anhob. Dramatisch die Veränderung beim Kursziel: Es lautet nun 33,50 nach 12,50 EUR, also eine Erhöhung von knapp 200 %. Hintergrund für diese drastische Meinungsänderung ist, dass die Analysten deutlich zuversichtlicher für das Mittel Pelabresib geworden sind. Der Wirkstoff zur Behandlung von Blutkrebs befindet sich derzeit in der klinischen Studie Phase-3 und besitzt nach Meinung der Analysten sehr großes Potenzial. Die Ergebnisse werden zwar erst im vierten Quartal erwartet, für den Kurs der Morphosys-Aktie dürften sie aber schon vorher spekulative Relevanz haben.

    In der letzten Woche sorgte Morphosys bereits mit einer weiteren guten Nachricht für Aufsehen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA verlieh dem Wirkstoff Tulmimetostat zur Behandlung von Gebärmutterkrebs den Fast-Track-Status. Auf der Plattform Refinitiv Eikon häufen sich nun die Aufstufungen. Das mittlere Kursziel hat sich jüngst von 24,50 auf 28,75 EUR erhöht. Seit Jahresanfang liegt der Wert mit 30,30 EUR nun schon 50 % im Plus. Das dürfte auch im Hinblick von weiteren Short-Eindeckungen noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.

    Defence Therapeutics – Mit großen Schritten in Richtung Krebstherapeutika

    Das kanadische Biotech-Unternehmen Defence Therapeutics (DTC) setzt auf seine Accum™-Plattform. Derzeit verbreitert man die Forschungsgebiete auf weitere innovative Strategien zur Behandlung verschiedener Indikationen im Bereich der Immunonkologie. Unabhängig davon, ob Antikörper, zellbasierte Vakzine oder kleinmolekuläre Therapeutika eingesetzt werden, ist der gemeinsame Nenner bei allen entwickelten Produkten die Accum™-Technologie. Sie bezeichnet eine Plattform, welche spezifisch dafür konzipiert wurde, die Wirksamkeit aller bestehenden Biopharmaka gegen Krebs strategisch zu verbessern und zu verstärken. In Frage kommen eine Vielzahl von Produkten, einschließlich der Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs), protein- oder zelluläre Impfstoffe, sowie die Entwicklung von kleinen Chemotypen zur Krebsbekämpfung.

    Das ursprüngliche Haupteinsatzgebiet von ADCs war die Bekämpfung von Brustkrebs. Defence hat erforscht, dass die Modifizierung dieser ADCs durch Biokonjugation die Wirksamkeit der kommerziell erhältlichen ADCs um das Zwanzig- bis Hundertfache verbessern kann. Das Unternehmen arbeitet derzeit aktiv an der Entwicklung von zwei neuen ADCs unter Verwendung seiner eigenen proprietären monoklonalen Antikörper zum gezielten Einsatz an zwei tumorspezifischen Zellenoberflächenproteinen und Payloads. Die in 2023 gestartete Partnerschaft mit Orano, einem französischem Nuklear-Weltkonzern, könnte zur Entwicklung der nächsten Generation von Radioimmunkonjugate führen, welche unter Verwendung der intrazellulären Accum™-Technologie erstklassige ADC-Therapien möglich machen. Auch im Bereich Impfstoffe kommen die Kanadier voran.

    Defence hat bereits einen doppelt wirksamen Impfstoff entwickelt und getestet, der gezielt gegen Gebärmutterhalskrebs eingesetzt wird. Dieses proteinbasierte Vakzin beruht auf dem Einsatz eines einzigen Proteins statt dem üblichen Mix aus viralen Kapsidproteinen. Defence hat in präklinischen Modellen nachgewiesen, dass der Impfstoff einen Synergieeffekt mit verschiedenen Immuncheckpoint-Inhibitoren bewirkt, was eine Überlebensrate zwischen 70 % und 100 % zur Folge hat. Nach Abschluss aller laufenden GLP-Studien arbeitet Defence entweder eigenständig oder mit einem Partner an der Herstellung des Impfstoffs zur Einleitung einer klinischen Phase I-Studie gegen Tumore im Kopf- und Nackenbereich im kommenden Jahr.

    Defence Therapeutics steht kurz vor bedeutenden Wendepunkten. Mit seiner großen Pipeline ist es hervorragend für die Krebsprävention und die Verbesserung der Wirksamkeit aller Biopharmaka zur Krebsbekämpfung aufgestellt. Die Aktie wird sehr liquide mit teilweise über 20.000 Stücken in Deutschland gehandelt. Mit einer Marktkapitalisierung von 70 Mio. EUR steht man kurz vor der erforderlichen NASDAQ-Aufnahmehürde von 100 Mio. USD. Die nächsten Monate werden somit höchst spannend.

    Im Performance-Vergleich schneidet die Aktie von Defence Therapeutics als 12-Monats-Sieger ab. Morphosys zeigt die höchste Aufwärtsdynamik. Bayer und BioNTech stecken noch in der Konsolidierung. Quelle: Refinitiv Eikon vom 15.09.2023

    Bayer – Weniger Wachstum und eine hohe Verschuldung

    Völlig aus dem Tritt gekommen ist das Papier der Bayer AG, denn obwohl der DAX40-Index neue Hochs produziert, steht die Aktie ganze 7 % unter dem Jahresanfangsstand. Immer mehr Analysten warnen vor überzogenen Wachstumserwartungen, denn der Konzern hat seit der Monsanto-Übernahme eine ordentliche Menge an Fremdkapital an Bord. Mit steigenden Zinsen fällt die Refinanzierung nun nicht mehr so leicht wie vor 5 Jahren. Auslaufende Anleihen könnten sich bei Neuauflage im Zinsaufwand locker verdoppeln.

    J.P. Morgan hatte sich in der letzten Woche bereits skeptisch geäußert, der zuständige Analyst Vosser hält die Konsenswerte für zu hoch. Sein Kursziel kappte er konsequenterweise von 55 auf 47 EUR bei unverändertem Rating „Neutral“. Zuletzt hatte die Ratingagentur Fitch den Ausblick für Bayer von "Stabil" auf "Negativ" herabgesetzt, das Rating "BBB+" blieb indes unberührt bei Investment-Grade. Die Experten sehen operative Risiken und möglichen Preisdruck in den Kerngebereichen Pharma und Crop Science, auch sind die Rechtsstreitigkeiten in Sachen Glyphosat noch nicht vom Tisch. Wegen sinkender Free Cashflows kann der Konzern weniger tilgen und erhöht damit seinen Nettoverschuldungsgrad. Durch weniger Geld in der Kasse, schmälert sich auch der Aktionsradius für Investitionen und M&A-Transaktionen. Gerade in der Pharma-Sparte verlieren die Top-Produkte Xarelto und Eylea sukzessive ihren Patentschutz, Konkurrenten treten dann auf den Markt.

    Summa summarum ist Bayer trotz aller temporären Belastungen ein solider Standardwert mit einer Dividenden-Rendite von knapp 5 % und einem Buchwert von ca. 39 EUR. Von den Top-Kursen um 62 EUR hat die Aktie mittlerweile 20 % korrigiert. Und mit einem KGV 2023e von 7,8 sind die Leverkusener keinesfalls zu teuer.


    Die Börse zeigt sich zurzeit sehr volatil. Der Biotech-Sektor legt wegen des hohen Beta-Werts noch eine Schippe drauf. Bayer hängt etwas in der Kurve, dynamisch zeigen sich zuletzt aber Morphosys und Defence Therapeutics. Durch eine breite Streuung erreicht man sinkende Portfoliorisiken.


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    Der Autor

    André Will-Laudien

    Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.

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    Lexikon:

    1. Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.
    2. Markt – Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.

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    Im Oktober letzten Jahres war das einstige deutsche Biotech-Vorzeigeunternehmen MorphoSys am Boden. Die Aktie war von 146,30 EUR bis auf 14,52 EUR abgesackt. Das galt auch für den gesamten Biotech-Sektor, der unter den gestiegenen Zinsen litt. Doch die Voraussetzungen haben sich geändert. Novartis übernimmt aller Voraussicht nach MorphoSys für 68 EUR je Aktie. Ein Milliardendeal genau wie die Partnerschaft zwischen Boehringer Ingelheim und Ochre Bio, die einen Wert von bis zu 1 Mrd. USD hat. Die beiden Parteien wollen sich chronischen Lebererkrankungen widmen und diese mittels der Regenerationsfähigkeit des Organs bekämpfen. Wie sieht es bei anderen Pharma- und Biotech-Unternehmen aus? Wir haben uns drei interessante Kandidaten herausgesucht.

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    Aktuell richtet sich der Fokus der Anleger neben den wichtigsten Indizes wie DAX oder Dow Jones vor allem auf Gold oder Bitcoin, dagegen ist vom Biotechnologiesektor in den hiesigen Gazetten wenig zu lesen. Doch der Markt ist in Bewegung und die Übernahmewelle setzt sich unbeirrt fort. So gab kürzlich der dänische Pharmakonzern Genmab bekannt, das private Biotech-Unternehmen ProfoundBio für 1,8 Mrd. USD in bar zu akquirieren. Die Übernahme soll helfen, die Krebspipeline mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugat-Therapien der nächsten Generation zu vertiefen. Gerade in diesem Bereich dürften in naher Zukunft weitere Zukäufe durch Big Pharma über die Bühne gehen.

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