30.03.2021 | 04:50
REVEZ, GameStop, Tencent: Achtung, hier wird´s interessant!
Das Ecosystem „Börse“ wird täglich neuen Herausforderungen ausgesetzt. Vor ein paar Wochen führte der künstliche Short-Squeeze bei der GameStop-Aktie zu den größten Handelsverwerfungen der US-Börsengeschichte. Sogar der Senat musste eine Sonderuntersuchung über die Vorgänge einleiten, eine abschließende Klärung wie es zu 1.000%-Ausschlägen kommen kann, fehlt uns heute noch. Gigantische Umsätze von über 2.500 Geschäften pro Minute brachten sogar moderne Handelssysteme an die Grenzen der Machbarkeit. Hätten wir in den letzten Jahren nicht wahre Sprünge in der Digitalisierung erlebt, würde wohl jetzt alles unter der Datenflut und den Remote Work-Anforderungen zusammenbrechen.
Lesezeit: ca. 3 Minuten. Autor: André Will-Laudien
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"[...] Der Besuch eines Vertriebsmitarbeiters bei einem Kunden mit dem Ziel, möglichst viele Aufträge an Land zu ziehen, wird aber im direkten Face-to-Face-Vertrieb mehr und mehr an Bedeutung verlieren. [...]" Christoph Möltgen, CIO, Berner SE
Der Autor
André Will-Laudien
Der gebürtige Münchner studierte zuerst Volkswirtschaftslehre und diplomierte 1995 in Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Da er sich schon sehr frühzeitig mit der Börse beschäftigte, verfügt er heute über mehr als 30 Jahre Erfahrung an den Kapitalmärkten.
REVEZ Corporation – Solides Geschäfte fern ab von taggleicher Hektik
Für die REVEZ Corporation gibt es keinen Schlagzahlen, die nicht in den Griff zu bekommen sind. Seit Jahren baut man in Singapur an einem leistungsfähigen Tech-Hub mit den beiden Schwerpunkten Innovationen im Bereich Digitalisierung und industrielle Automatisierung (IOT). REVEZ kümmert sich intensiv um seine Auftraggeber, denn auch die schwierigsten Kundenanforderungen finden Gehör im REVEZ-Entwicklerteam.
Jedes Problem kann heute in eine intelligente Software-Lösung eingebracht werden, die Vorgänge laufen dann standardisiert und automatisiert ab. Sie ersetzen langwierige und fehlerträchtige manuelle Tätigkeiten und sind die Systeme erst einmal installiert, dann läuft alles wesentlich kosteneffizienter. Die REVEZ-Kundenbasis schätzt diesen Rundum-Service, welcher sich derzeit noch auf den asiatisch-pazifischen Raum beschränkt, an einer Expansion in andere Teile der Erde wird derzeit gearbeitet.
Im Portfolio hat REVEZ auch das Thema Cyber-Sicherheit und künstliche Intelligenz, also Systeme die aus ihren Interaktionen Regeln ableiten können und so eine menschenähnliche Entscheidungsmatrix aufbauen können. Das Thema Mensch und Maschine ist Teil der Industrieautomation unter dem Stichwort IOT (Internet der Dinge) in Europa eher unter dem Begriff „Industrie 4.0“ bekannt. REVEZ tritt mit unterschiedlichen Marken auf, die einzelnen Lösungen arbeiten aber synergetisch zusammen. Integrierte Lösungspakete transformieren Markenerlebnisse, sie unterstützen Kommunikation und Interaktion und verbessern die Produktivität innerhalb eines Unternehmens beträchtlich.
Das schuldenfreie SaaS-Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von 40 Mio. SGD und ist auch in Deutschland notiert. REVEZ ist ein interessanter Small Cap mit großer IOT-Phantasie!
GameStop – Die nächste Zocker-Welle rollt durch
Was ist denn schon wieder mit der GameStop-Aktie los? Durch Long- und Short-Überhänge ständig hin her gepeitscht, geht es seit Freitag wieder massiv nach oben. In den letzten Wochen sah es mal so aus, als könnte die Spekulation in diesem Titel nachlassen. Nun meldete sich das Management zu Wort und fügte dem jüngsten Finanzbericht auch noch einen Aktionärsbrief hinzu, indem ausdrücklich vor höchster Volatilität in der eigenen Aktie gewarnt wird. Diese Sprunghaftigkeit habe aber nichts mit den operativen Vorgängen in der Firma zu tun, betont der neue weibliche COO Jenna Owens.
Im Quartalsbericht offenbart sich, dass GameStop im letzten Quartal 2020 nur 2,1 Mrd. USD umgesetzt hat. Unter den Analystenschätzungen aber immerhin noch stationärer Umsatz, welcher allerdings auch den massiven Abwärtstrend der Retailshops bestätigt. Denn die Kette zeigt bereits das neunte Quartal in Folge, dass die Einnahmen vor Ort eher sinken. Auf Jahresbasis wurden nur noch 5,1 Mrd. USD eingenommen und unter dem Strich verliert das Unternehmen nach Steuern ca. 230 Mio. USD.
Zum Vergleich: Noch 2015 kratzte GameStop im Umsatz an der 10 Milliarden-Marke, heute hilft leider auch der gigantische Anstieg und die Popularität der Aktie nichts. Die Frage- und Antwort-Stunde in der Investorenkonferenz wurde dann auch schnell beendet, weil sie sich nicht ums Unternehmen drehte, sondern rein um die wilden Kursausschläge, die das Management aber nicht kommentieren kann. Somit bleibt die obskure Tatsache, dass GameStop mindestens um den Faktor 10 zu teuer ist, aber offensichtlich nicht fallen kann.
Tencent Holdings Ltd – Nun trifft es auch die Finanzsparte von Pony Ma
Pony Ma kämpft mit den chinesischen Regulierungsbehörden um den Bestand von Tencents Finanzplattform. Seit Monaten zeigt Peking ein hartes Vorgehen gegen die mächtigsten Internetfirmen im Land. Grund: Die Geschäfte haben sich international verselbständigt und können von der kontrollsüchtigen Regierung nicht mehr effizient überwacht werden.
Die Aussichten für Tencents Holdingsgesellschaften und seinem 120 Mrd. USD schweren Finanzdienstleistungsgeschäft trüben sich daher gerade massiv ein. Chinas oberste Aufsichtsbehörden nehmen alles genauestens unter die Lupe, das geht von Tencents Einblicken in das Online-Verhalten von mehr als einer Milliarde Menschen bis hin zu einem Beteiligungsportfolio, das Hunderte von Start-Ups umfasst. Jack Ma, der Gründer von Alibaba, kann ein Lied von dieser Vorgehensweise singen, denn seine Ant Group hat bis dato auch keine Börsennotiz erlangen können.
Der ungewisse Ausgang dieser weitreichenden Untersuchungen wird auch Tencents riesige Spielesparte überschatten, wenn das Unternehmen am Mittwoch seine Quartalsergebnisse vorlegt. Ma traf sich Anfang des Monats mit Beamten der staatlichen Behörde für Marktregulierung, um die Einhaltung der Vorschriften bei Tencent zu besprechen. Die Kartellwächter sammelten Informationen und untersuchten mögliche monopolistische Praktiken auf der Plattform WeChat.
Durch die Ansammlung negativer Nachrichten hat der Kurs der Tencent-Aktie nun von 80 auf 66 EUR korrigiert, das Wachstum liegt aber auch ohne Hinzurechnung der Finanzplattform bei über 40%. Insofern könnte sich ein weiteres Einknicken des Kurses am Mittwoch als mittelfristige Kaufchance erweisen.