25.03.2021 | 05:30
Steinhoff, RYU Apparel, Alibaba – Die Disruption ist erledigt!
Digitales Einkaufen hat dem stationären Handel den Rang abgelaufen. War der Wandel vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie schon zu erkennen, kommen die immer neu verlängerten Lockdowns einem Todesstoß für die Einzelhändler gleich. Innovative Marken setzen bereits jetzt auf eine Multi-Channel-Strategie und binden mit Apps und Dienstleistungen rund um die jeweiligen Themen die Konsumenten. Diese blendet das bisherige Alleinstellungsmerkmal des stationären Handels aus - den direkten Kundenkontakt inklusive Beratungsleistung
Lesezeit: ca. 3 Minuten. Autor: Stefan Feulner
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Der Autor
Stefan Feulner
Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.
Train, Run, Live
Für das Jahr 2025 wird ein Marktvolumen des Sportartikelmarktes von 208 Mrd. USD prognostiziert, die jährlichen Wachstumsraten sollen zwischen 5 und 10% liegen. Dabei wird der Vertriebskanal Internet immer wichtiger für die Branche. So stieg der Online-Umsatz des Branchenführers Nike im Gesamtjahr 2020 um 60%. Dagegen brach der stationäre Handel, auch der Schließungen mehrerer Stores aufgrund der Lockdowns geschuldet, drastisch ein. Die Anpassung der Wachstumsstrategien auf digital muss nun schnell erfolgen. Die preisgekrönte urbane Lifestyle-Marke RYU Apparel setzt ihren im vergangenen Jahr eingeschlagenen Weg konsequent fort. So wurde im vergangenen Jahr in den Aufbau der eigenen Onlineshops, die Entwicklung neuer innovativer Produkte sowie in vielversprechende Kooperationen investiert, die für die weitere Strategie, ein digitales Ökosystem um die Marke aufzubauen, konsequent genutzt werden können.
Erfahrenes Team mit klarem Ziel
So wurde im vergangenen Jahr eine langfristige Kooperation mit der kanadischen Skateboard-Nationalmannschaft geschlossen. Als Ausrüster ist RYU damit bei den im Sommer stattfindenden Olympischen Spielen vertreten. Weitere Partner des Teams sind globale Marken wie 7-Eleven, Red Bull und Swatch. Durch eine Partnerschaft mit Branded Entertainment sollen Produktplatzierungen in die neue Fernsehserie „The Count“ eingebaut werden. Zudem ist mit Zoom Media eine nordamerikanische Kampagne für Generation Active geplant, die 35 Millionen Fitnessmitgliedern in ganz Kanada und den USA erreichen kann. Mit diesen Vorgaben startete der neue COO Rob Blair, um die Mission, 100 Mio. CAD Umsatz pro Jahr spätestens im Jahr 2025, zu generieren. Blair, der bereits mit Global Playern wie Nike, Red Bull, Lululemon oder Gap Body zusammenarbeitete, soll die Verantwortung für Design, Merchandising und Markenstrategie des Unternehmens übernehmen.
Vision im Blick
CEO Cesare Fazari hat die Vision, die führende urbane Bekleidungsmarke aufzubauen und will in einem Atemzug mit den Top-Brands wie Lululemon, Roots und Canada Goose genannt werden. Mit der Wiedereröffnung der eigenen Flagship-Stores, der Expansion nach Europa und dem vereinigten Königreich sowie der Optimierung der Lieferketten stehen die nächsten Ziele. Dass diese unglaubliche Geschwindigkeit Kapital benötigt, dürfte nicht verwundern. Aus diesem Grund plant der Hersteller urbaner Sportbekleidung eine nicht vermittelte Privatplatzierung von besicherten Wandelschuldverschreibungen mit einer Verzinsung von 7% pro Jahr für einen Gesamtbruttoerlös von bis zu 10 Mio. USD. Das Unternehmen ist aktuell auf einem guten Weg, das Geschäftsmodell nachhaltig zu skalieren. Sowohl die Erfahrung des Managements als auch die Vision, könnten RYU langfristig zu einem wichtigen Player im urbanen Sportbekleidungsmarkt befördern. Aktuell liegt der Börsenwert bei 14,25 Mio. EUR. Sollte die Privatplatzierung von den Anlegern gezeichnet werden, böten sich aufgrund des Cash-Polsters erhebliche Wachstumschancen.
Tropfen auf den heißen Stein
Milliardenschwere Bilanzmanipulationen pflastern den Weg der deutsch-südafrikanischen Konzerns Steinhoff. Nun zahlt die Manager-Haftpflichtversicherung mit 78 Mio. EUR einen kleinen, aber nicht zu verachteten Teil aus. Die Summe bezieht sich auf Firmengründer Bruno Steinhoff und dem früheren Aufsichtsratschef Christo Wiese. Mit D&O-Versicherungen schützen Firmen ihre Manager vor den finanziellen Folgen eines Fehlverhaltens. Dies gilt allerdings nicht bei Fahrlässigkeit. Deswegen sind der vormalige Vorstandschef Markus Jooste, Ex-Finanzvorstand Ben La Grange sowie der frühere Europa-Chef Siegmar Schmidt bisher nicht mit eingenommen.
Steinhoff hat in Südafrika noch mit 90 Klagen aus Südafrika, den Niederlanden und Deutschland mit einer Klagesumme von insgesamt 7,7 Mrd. EUR zu kämpfen. Die Einigung mit der D&O-Versicherung kommt dem angeschlagenen Unternehmen deshalb mehr als gelegen. Die Zielsumme für die geschädigten Aktionäre soll nach Meinung der Firmenlenker bei unter 1 Mrd. EUR liegen.
Chance zum Einstieg?
Alibaba der chinesische E-Commerce-Gigant, steht seit Monaten unter Druck. Während der S&P 500 und andere Indizes in der Nähe ihrer Allzeithochs notieren, sind die Aktien des Unternehmens immer noch um etwa 25% von ihren vor etwa fünf Monaten erreichten Höchstständen gefallen. Aktuell ist die Aktie im Branchenvergleich günstig bewertet und wird unter dem 20-fachen des voraussichtlichen Gewinns pro Aktie gehandelt. Das technische Bild hat sich deutlich aufgehellt und die Unsicherheit, die das Unternehmen umgibt, sollten inzwischen mehr als eingepreist sein. So testete der Chart mehrmals den seit 2010 etablierten Aufwärtstrend. Bei erfolgreichem Test liegt die 200-Taglinie bei aktuell knapp 260 EUR.
Lexikon:
- Aktie – Als Aktie wird ein Wertpapier bezeichnet, welches einen Anteil am Eigenkapital einer Aktiengesellschaft darstellt.