22.05.2023 | 06:00
Varta, Altech Advanced Materials, Volkswagen – Kampf um die Batterie der Zukunft
Ohne Batterien wird die Energiewende nicht gelingen und auch die Elektromobilität ist ohne Akkus nicht umzusetzen. Südkorea plant bis zum Jahr 2030 15 Mrd. USD in die Entwicklung von Festkörperbatterien für Elektrofahrzeuge zu investieren, um sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil auf dem globalen Markt für Elektrofahrzeuge zu sichern. China ist schon jetzt der Vorreiter bei Elektroautos, aber auch bei Batterien für diese Fahrzeuge. Experten der amerikanischen Automobilindustrie befürchten, was Batterien und deren Rohstoffe angeht, eine Abhängigkeit von China. Seitdem die Automobilindustrie auf Elektromobilität setzt und die Energiewende schneller voran getrieben wird, ist der Bereich der Batterieentwicklung enorm wichtig geworden. Wir sehen uns daher heute 3 Unternehmen an, die sich damit auseinandersetzen.
Lesezeit: ca. 4 Min.
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Autor:
Armin Schulz
ISIN:
VARTA AG O.N. | DE000A0TGJ55 , Altech Advanced Materials AG | DE000A31C3Y4 , VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039
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Inhaltsverzeichnis:
"[...] Zwar spielte Wolfram schon immer eine wichtige Rolle für die Chipindustrie, doch kommt jetzt auch der Einsatz in Batterien für E-Autos hinzu. [...]" Lewis Black, CEO, Almonty Industries
Der Autor
Armin Schulz
Der gebürtige Mönchengladbacher studierte Betriebswirtschaftslehre in den Niederlanden. Im Zuge des Studiums kam er erstmals mit der Börse in Kontakt. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung bei Börsengeschäften.
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Varta – enttäuschende Q1 Zahlen
Varta war für einige Jahre das Batterie-Vorzeigeunternehmen aus Deutschland. Im Bereich der Knopfzellen war man weltweit führend und auch Apple setzte in seinen Airpods auf Made in Germany. Mit V4Drive wollte der deutsche Konzern für den nächsten Kassenschlager sorgen, doch Stand jetzt zündet der Bereich, der von der wachsenden Elektromobilität profitieren wollte, nicht. Es folgten im Jahr 2022 Gewinnwarnungen aufgrund von Kundenzurückhaltung und auch die Kosten stiegen. Jetzt steht das Unternehmen vor einer weiteren Sanierung.
Mitte Mai wurden die Ergebnisse für das 1. Quartal veröffentlicht. Aufgrund der schwachen Verbrauchernachfrage, insbesondere in den Segmenten Lithium Knopfzellen (LK) und Mikrobatterien (MB), ging diese zurück. Höhere Restrukturierungs- und Finanzierungskosten haben die Rentabilität zusätzlich verschlechtert. Der Umsatz sank um 11 % auf 164 Mio. EUR, wobei die LK-Umsätze um 92 % und die MB-Umsätze um 21 % zurückgingen. Deutliches Wachstum verzeichnete das Segment Energiespeichersysteme. Das bereinigte EBITDA lag bei 2 Mio. EUR Verlust.
Es bleibt abzuwarten, ob der neue CFO Marc Hundsdorf das Ruder herumreißen kann. Insgesamt 800 Vollzeitstellen sollen gestrichen werden. Trotzdem belasten steigende Einkaufspreise, Nachhaltigkeitsdruck, höhere Finanzierungskosten und verstärkter Wettbewerb aus Asien die Rückkehr in die Rentabilität. Nach den Quartalszahlen markierte die Aktie ein neues Jahrestief bei 18,485 EUR. Am Freitag ging die Aktie mit 18,98 aus dem Xetrahandel. Die Analysten von Warburg gaben zuletzt eine Verkaufsempfehlung heraus mit einem Kursziel von 15,50 EUR.
Altech Advanced Materials – Prototypen der CERENERGY im Bau
Altech Advanced Materials hat gleich 2 heiße Eisen im Feuer, um von den stark steigenden Märkten der Batterien und Energiespeicher zu profitieren. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat man die CERENERGY-Batterie, eine Natrium-Aluminiumoxid-Festkörperbatterie, entwickelt. Damit soll der Markt der Energiespeicher revolutioniert werden, denn die Batterie ist nicht nur sicherer, länger haltbar und wetterfester als die derzeitigen Lithium-Ionen Energiespeicher, sondern auch deutlich günstiger in der Herstellung. Am 11. Mai gab das Unternehmen bekannt, dass man mit der Produktion von 2 Prototypen der CERENERGY Batterie mit 60 KWh begonnen hat. Nach Fertigstellung ist ein Test unter extremen Bedingungen geplant und im Anschluss sollen industrielle Kunden die Energiespeicher ausprobieren können.
Das 2. Standbein stellt die Entwicklung einer Methode zur kostengünstigen Beschichtung von Anodenmaterial einer Batterie mit hochreinem Aluminiumoxid im Nanometerbereich dar. Damit soll zum einen die Leistungsfähigkeit um etwa 10 % und zum anderen auch die Lebensdauer um 30 % erhöht werden. Sowohl eine Graphit- als eine Silizium-Beschichtung ist möglich. Vor allem letzteres birgt viel Potential, denn Silizium hat eine höhere Energiespeicherkapazität als Graphit und daher versuchen viele Hersteller, Silizium in ihren Batterien zu verwenden. Die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsstudie gehen von einem jährlichen Umsatz von 153 Mio. EUR bei 101 Mio. EUR Kosten und einer Produktionskapazität von 10.000 Tonnen Silizium aus, das unter "Silumina Anodes" vermarktet werden soll.
Der Bau einer 1. Testanlage neben dem geplanten Produktionswerk läuft bereits und bis Ende des Jahres sollen ca. 120 kg Silumina Anodes für Testzwecke und Zertifizierung des Produkts durch Batterie- und Autohersteller zur Verfügung stehen. Da das Material keine Veränderungen an der Batterie verursacht ist der Abnehmerkreis im Lithium-Ionen Batterieumfeld praktisch unbegrenzt. Diese Aussichten haben die Aktie seit Jahresanfang enorm beflügelt und es ging von 3,74 EUR bis auf 12,80 EUR in der Spitze. Seit diesem Tag befindet sich die Aktie in einer Seitwärtsphase von 10,10 EUR bis 12,80 EUR und notiert derzeit bei 10,20 EUR. Mehr Informationen finden Sie auf researchanalyst.com.
Volkswagen – Rendite soll steigen
Lange Zeit war der Volkswagen Konzern die Nummer 1 auf dem chinesischen Automarkt. Nach dem 1. Quartal haben die Wolfsburger diese Stellung an BYD abtreten müssen. Auch wenn Volkswagen sich früh zur Elektromobilität bekannt hat ist die Transformation vom Hersteller von Verbrennerfahrzeugen zu Elektrofahrzeugen nicht ganz leicht. BYD verkauft in den ersten 3 Monaten 68 % mehr als im Vorjahr während VW 14 % einbüßt. Da es bei den Elektrofahrzeugen immer wieder Softwareprobleme gab wurde der Vorstand der Sparte ausgetauscht. Als nächstes plant der neue VW Chef Blume ein Performanceprogramm, mit dem die Rendite optimiert werden soll.
Laut Spiegel Informationen wird in Deutschland wohl keine zweite Batteriefabrik gebaut. Der Grund sind die zu hohen Strompreise in Deutschland. Die Industrie zahlt derzeit 13 Cent je Kilowattstunde. Um wettbewerbsfähig zu sein, müssten die Kosten um etwa 50 % sinken. Damit wird die Anlage in Salzgitter wohl die einzige in Deutschland bleiben. In Spanien entsteht ein 2. Werk und es gibt Bestrebungen, in Osteuropa ein 3. Werk zu errichten. Apropos Osteuropa: Der Konzern hat sein Werk in Russland an den Finanzinvestor Art-Finance LLC und die russische Avilon verkauft. Dort konnten pro Jahr 225.000 Fahrzeuge produziert werden.
Wie die Rendite von aktuell 3 % auf 6,5 % gehievt werden soll ist noch unklar. Der Konzern will Milliardensummen einsparen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zum Vergleich: Tesla hat eine zweistellige Umsatzrendite. Jobstreichungen in Wolfsburg wird es wegen einer Jobgarantie bis 2029 nicht geben. Die Aktie hat sich nach dem Test des Supportbereichs bei 115 EUR wieder nach oben bewegt und ist derzeit für 120,20 EUR zu haben. Im Mai gab es 5 Kaufempfehlungen für die Aktie mit Kurszielen zwischen 160 und 235 EUR. Lediglich Jeffries empfiehlt der Verkauf mit einem Kursziel von 115 EUR.
Die Energiewende und vor allem die Elektromobilität fordert selbst etablierten Firmen viel ab, zumal in Deutschland die Stromkosten im internationalen Vergleich viel höher sind. Das sieht man bei Varta, deren Margen zuletzt dahingeschmolzen sind. In Verbindung mit deutlicher Kaufzurückhaltung der Kunden ist das ein gefährlicher Mix. Altech Advanced Materials profitiert dagegen vom Wachstum und hat 2 spannende Geschäftsfelder besetzt. Hier sollte man genau hinschauen, ob der Durchbruch gelingt. Volkswagen muss eine Transformation meistern. Der Konzern kann nicht wie BYD oder Tesla schnell umschwenken. Es braucht Zeit.
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