09.02.2021 | 04:50
CureVac, Cardiol Therapeutics, Bayer – rauschende Gewinne!
Der Wettlauf um den besten und effektivsten Impfstoff ist in vollem Gange. Nachdem BioNTech mit seinem Partner Pfizer, Moderna und AstraZeneca in Europa zugelassen wurden, gibt es immer wieder Hindernisse. Am Wochenende wurde zum Beispiel bekannt, dass Südafrika vorerst auf den Gebrauch des AstraZeneca-Vakzins verzichtet. Hintergrund ist dessen vermeintlich schlechtere Wirksamkeit bei der Virus-Mutation B.1.351. Eher unbemerkt schiebt sich ein weiterer Impfstoffhersteller durch geschickte Kooperationen in die Pole Position.
Lesezeit: ca. 3 Minuten. Autor: Stefan Feulner
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Der Autor
Stefan Feulner
Mehr als 20 Jahre Börsenerfahrung und ein breit gestreutes Netzwerk kann der gebürtige Franke vorweisen. Seine Leidenschaft gilt dem Analysieren verschiedenster Geschäftsmodelle und dem Durchleuchten neuer Trends.
Boomender Markt
Neben der Forschung an den diversen Vakzinen steht im Augenblick die Suche nach Medikamenten gegen das Corona-Virus an erster Stelle. Ein kanadisches Unternehmen hat in Verbindung mit Cannabidiol, eines der 100 verschiedenen Cannabinoide, die in der Hanfpflanze vorkommen, enorme Erfolge. Cardiol Therapeutics Inc. ist ein biopharmazeutisches Unternehmen mit Sitz in Oakville, dass sich auf die Herstellung pharmazeutischer Cannabidiol (CBD)-Produkte und die Entwicklung innovativer Therapien für Herzerkrankungen, einschließlich akuter Myokarditis und anderer Ursachen von Herzversagen, konzentriert.
Mit dem Produkt CardiolRx™ ist man bereits in klinischen Studien. Dort wurde präklinisch nachgewiesen, dass der Wirkstoff die Fibrose im Herzmuskel verhindern und Entzündungen reduzieren kann. Hier wurde im Dezember veröffentlicht, dass die klinische Phase-I-Studie mit CardiolRx - der hochkonzentrierten, hochreinen, cGMP-hergestellten CBD-Formulierung des Unternehmens - abgeschlossen ist. Gleichzeitig bereitet Cardiol eine klinische Studie der Phase II/III vor, die die Sicherheit und Wirksamkeit von CardiolRx bei 422 hospitalisierten COVID-19-Patienten mit einer Vorgeschichte oder Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen ("CVD") - einschließlich Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Myokarditis, Schlaganfall und Herzinsuffizienz - in den wichtigsten Zentren in den USA untersuchen soll.
Blockbuster-Deal pusht die Bewertung
Ein starkes Zeichen für die schnell wachsende Cannabis-Branche war in der vergangenen Woche der Deal des Krebstherapieentwicklers Jazz Pharmaceuticals PLC über 7,2 Mrd. USD mit dem britischen Unternehmen GW Pharmaceuticals, dem Hersteller des Epilepsiemittels Epidiolex für Kinder, dem ersten in den USA zugelassenen Medikament auf Cannabisbasis. Für Marktbeobachter bedeutet der Deal einen enormen Push für Cannabisunternehmen, die sich auf pharmazeutisch hergestellte Produkte konzentrieren, wie der kanadischen Cardiol Therapeutics Inc.
Die Aktie von Cardiol ist demnach auch seit dem Deal am vergangenen Mittwoch von 3,20 CAD auf aktuell 4,40 CAD explodiert. CEO David Elsley begrüßte den Deal und nannte ihn eine "wichtige Validierung für Cannabidiol als Medikament“. Der Börsenwert der Kanadier liegt aktuell bei 67,40 Mio. EUR. Ein interessanter Wert für die Zukunft mit großem Potenzial. Allerdings sollte man wie bei jedem Biotech nicht die Risiken außer Acht lassen.
Guter Grund für Verspätung
Etwas später dran, was die Zulassung des aktuellen Impfstoffes betrifft, ist das Tübinger Unternehmen CureVac. Laut dem Gründer von CureVac, Ingmar Hoerr, hat diese Verspätung allerdings einen sehr guten Grund. So wurde laut dem Unternehmenslenker in der präklinischen Entwicklung ein extremer Wert auf die Temperaturstabilität gelegt. „Ein bei minus 80 Grad gelagerter Impfstoff möge für die westliche Welt funktionieren, aber für Entwicklungsländer sei die Kühlung unmöglich,“ sagte Hoerr weiter. Neben der Temperaturstabilität wurde auch mit großem Bedacht auf geringe Kosten durch eine möglichst niedrige Dosierung geachtet, damit das Vakzin besonders für ärmere Länder bezahlbar sei.
Ziel von CureVac ist der Einsatz des aktuell in der Entwicklung befindlichen Impfstoffes im Sommer. Hier ist man sogar dem Zeitplan voraus. So soll die klinische Studie mit der Universitätsmedizin Mainz schneller als geplant abgeschlossen werden. Die im Dezember begonnene Phase-3-Studie, in der der Impfstoff an mehr als 2.500 Mitarbeitern im Gesundheitswesen der Universitätsmedizin getestet werden sollte, soll nun auch für Angehörige aller Gesundheitsberufe in der Region Mainz geöffnet werden. Damit könne die Dauer der Studie um drei Wochen verkürzt und dieser Abschnitt bereits Ende März abgeschlossen werden, teilte die Universitätsmedizin am Montag mit.
Mit Bayer im Boot
Der aktuelle Impfstoffkandidat CVnCoV wird in Kooperation mit dem Pharmariesen Bayer hergestellt. Das Mittel basiert wie die Impfstoffe von BioNTech und Moderna auf sogenannter „messenger RNA“. Außer Bayer gibt es weitere Kooperationspartner, etwa Wacker Chemie aus München und Rentschler Biopharma aus Laupheim.
Das Vakzin der nächsten Generation wird dann in Zusammenarbeit mit dem britischen Konzern GlaxoSmithKline entwickelt. Die zukünftigen CureVac-Vakzine sollen dann laut einer Mitteilung vom Freitag zufolge teilweise in Großbritannien hergestellt und vertrieben werden. Ziel der Zusammenarbeit sei es, die Auswirkungen der aktuellen Pandemie abzubremsen. Darüber hinaus plant CureVac mit der britischen Regierung bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen gegen Mutationen des Virus zusammenzuarbeiten. In der Vereinbarung ist fixiert, dass CureVac bei erfolgreicher Zulassung die Lieferung von 50 Mio. Impfdosen gegen Virusvarianten an das Vereinigte Königreich ausliefert, gab das Unternehmen am Freitag bekannt.
Aktie mit starkem Signal
Nach dem Rücksetzer und dem Test des Niveaus von Ende Dezember/Anfang Januar bei 80,00 USD legte die CureVac-Aktie wieder stark zu und durchbrach dynamisch und nachhaltig den Widerstandsbereich bei 108,00 USD. Aktuell notiert das Papier bei 126,70 USD mit sechs Prozent im schwarzen Terrain. Das starke Momentum sollte die Aktie in den Bereich um die 130,00 USD laufen lassen. Ein nachhaltiger Bruch des Widerstandsbereiches würde den Test des alten Allzeithochs bei 151,80 USD bedeuten. Fundamental sieht die Entwicklung der CureVac-Aktie weiter vielsprechend aus. Neben der Problematik mit der Kühlung der Impfstoffe haben die Tübinger anscheinend auch die aktuellen Mutationen im Griff.